De Martin Leschhorn Strebel
Medicus Mundi Schweiz hat im vergangenen September einen Round Table zum sogenannten Triple-Nexus durchgeführt. Dabei geht es um die Verbindungen zwischen internationaler Zusammenarbeit, humanitärer Hilfe und der Friedensarbeit. Das MMS-Bulletin dokumentiert das Einstiegsreferat des MMS-Direktors, in welchen er Schlüsse aus früheren Lernprozessen des Netzwerks darlegt.
Wir leben in beunruhigenden Zeiten. Massive Überschwemmungen in Osteuropa und in Westafrika, Krieg, Gewalt und Leid in der Ukraine, im Gaza-Streifen und im Sudan – und eine Schweiz, deren solidarischer Grundkonsens seitens der Politik bis weit in die Mitte zu erodieren scheint.
Das Thema des MMS-Round Tables zum Triple-Nexus liegt also genau richtig. Es verknüpft die wichtigen entwicklungspolitischen Bereiche der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit mit der menschlichen Sicherheit, der Friedensarbeit.
Wenn neue Themen aufkommen, lohnt es sich, auf zurückliegende Debatten zu blicken, um mögliche frühere Lehren für den aktuellen Kontext zu mobilisieren. Denn der Triple-Nexus führt zwei Themen zusammen, welche MMS in der näheren Vergangenheit bereits beschäftigt haben.
Das Thema des MMS-Round Tables zum Triple-Nexus liegt also genau richtig. Es verknüpft die wichtigen entwicklungspolitischen Bereiche der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit mit der menschlichen Sicherheit, der Friedensarbeit.
In den Jahren 2015-2017 hat MMS versucht, im entwicklungspolitischen Dialog, insbesondere gegenüber der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), das Nexus-Konzept zu stärken. Damals haben wir nur vom Nexus gesprochen, das heisst von der Operationalisierung der Verbindung der klassischen Entwicklungszusammenarbeit mit humanitären Kontexten. Das Thema wurde von einigen Mitgliedsorganisationen eingebracht, welche diese zwei als komplett verschiedene Welten agierende Bereiche besser zusammenführen wollten.
Die Notwendigkeit ergab sich aus verschiedenen Erfahrungen: Dem Versagen der internationalen Nichtregierungsorganisationen nach der Erdbebenkatastrophe in Haiti etwa. Oder dem Erdbeben in Nepal 2015, als sich zeigte, dass die Abstützung von Hilfsmassnahmen auf bestehende Strukturen, wann immer möglich, eine gute Wahl ist. Dies im Gegensatz zur traditionellen humanitären Hilfe, die auf eigenes Personal und eigenes Equipment setzt. Statt etwas zur nachhaltigen Stärkung der gesellschaftlichen und staatlichen Systeme zu hinterlassen, packen sie nach der Mission wieder alles ein.
Es ist sicher kein Zufall, dass innerhalb des Netzwerks vor allem Organisationen engagiert gewesen sind, die sowohl in der humanitären Hilfe wie auch in der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind. Dazu gehörten etwa Handicap International, das Schweizerische Rote Kreuz (SRK), Médecins du Monde, Fondation Terre des hommes oder Enfants du Monde.
Ziel der gemeinsamen Arbeit war es auch, Einfluss auf die DEZA zu nehmen. Gerade dort waren ganz ausgeprägt unterschiedliche Kulturen zwischen der internationalen Zusammenarbeit und der humanitären Hilfe wirksam. Wir haben verschiedene Gespräche geführt und haben insbesondere auch im Hinblick auf die Botschaft zur internationalen Zusammenarbeit 2017-2020 Einfluss genommen.
Und wir konnten auch tatsächlich etwas bewegen. Der damalige DEZA-Vizedirektor Botschafter Thomas Greminger konstatierte, dass die Debatte mit MMS ganz wesentlich dazu beigetragen habe, dass in einem Strategiewochenende der DEZA-Direktion überlegt worden sei, wie eine DEZA heute gebaut würde, müsste man sie auf die grüne Wiese stellen. Und es sei klar geworden, dass heute die humanitäre Hilfe nicht mehr so stark von der klassischen Entwicklungszusammenarbeit getrennt werden könne.
Die DEZA wurde nicht neu gebaut, aber IZA und humanitäre Hilfe wurden schliesslich innerhalb der DEZA strukturell viel näher aneinander geführt.
Ziel der gemeinsamen Arbeit war es auch, Einfluss auf die DEZA zu nehmen. Gerade dort waren ganz ausgeprägt unterschiedliche Kulturen zwischen der internationalen Zusammenarbeit und der humanitären Hilfe wirksam. (...) Und wir konnten auch tatsächlich etwas bewegen.
Das zweite Element, das uns zum Triple-Nexus führt, war ein Lernprozess rund um die Arbeit in fragilen Kontexten zwischen DEZA und dem Schweizerischen Roten Kreuz SRK. MMS hat dabei als Moderator gewirkt, sowie eine Fachtagung und ein Symposium dazu organisiert.
Weshalb mit der Fragilität das dritte Element des Triple-Nexus ins Spiel kommt, wird deutlich, wenn wir uns vergegenwärtigen, was mit fragilen Kontexten bezeichnet wird.
Fragilität ist in den letzten Jahren im entwicklungspolitischen Kontext zu einem wichtigen Reflexionsfeld geworden. In fragilen Kontexten ist es in der Regel schwieriger, Fortschritte zu erzielen als in den üblichen Entwicklungskontexten.
Der Grund liegt in den charakteristischen Elementen der Fragilität (Siehe dazu auch Debatten rund um die Gesundheitszusammenarbeit in fragilen Kontexten):
Fragilität ist in den letzten Jahren im entwicklungspolitischen Kontext zu einem wichtigen Reflexionsfeld geworden. In fragilen Kontexten ist es in der Regel schwieriger, Fortschritte zu erzielen als in den üblichen Entwicklungskontexten.
Folgende Lehren wurden aus diesem Lernprozess gezogen:
Die Auseinandersetzung mit der internationalen Zusammenarbeit in fragilen Kontexten führt letztlich automatisch dazu, die Kenntnisse der Friedensarbeit zu operationalisieren – und damit landen wir ganz automatisch beim Konzept des Triple-Nexus.