De Ackillah Yoramu Mbyellah
Isolation und Einsamkeit sind erhebliche Probleme für ältere Menschen. Soziale Isolation wirkt sich tiefgreifend auf ihre körperliche und geistige Gesundheit aus und führt zu einem Teufelskreis abnehmenden Wohlbefindens. Verschiedene psychosoziale Faktoren wie kulturelle Veränderungen, wirtschaftliche Notlagen – auch aufgrund des Klimawandels – und fehlende soziale Unterstützungssysteme, tragen zu dieser Situation bei. Um diesen Problemen entgegenzuwirken, hat Kwa Wazee in der tansanischen Region Kagera gezielte Massnahmen ergriffen, die das Engagement in der Gemeinschaft fördern und die sozialen Beziehungen älterer Menschen stärken.
Vereinsamung entwickelt sich zu einem wachsenden Problem für ältere Generationen weltweit, wobei die Situation in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMICs) besonders kritisch ist. Mit dem anhaltenden Wachstum dieser Bevölkerungsgruppe in diesen Regionen sehen sich viele ältere Menschen sowohl mit physischer Trennung von ihren Familien und Gemeinschaften als auch mit einem tiefen Gefühl emotionaler Einsamkeit konfrontiert.
Laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden bis 2050 etwa 80 % der älteren Menschen weltweit in LMICs leben. Trotz dieser Prognose bleiben die notwendigen sozialen Unterstützungsstrukturen in diesen Ländern unterentwickelt, was zur Vernachlässigung vieler älterer Menschen führt. Die Verschmelzung von Isolation – der räumlichen oder gesellschaftlichen Abgrenzung – und Einsamkeit – dem subjektiven Empfinden der Ausgeschlossenheit – wird diese Altersgruppe besonders stark beeinträchtigen.
In ländlichen Gebieten Tansanias bleiben ältere Menschen oft zurück, wenn jüngere Familienmitglieder in die Städte oder ins Ausland abwandern. Nach dem Verlust ihrer eigenen Kinder werden die alten Menschen dann oft zu Personen, die für ihre Enkelkinder sorgen, ohne dass sie dafür eine angemessene finanzielle Unterstützung oder Hilfe von der Gemeinschaft erhalten. Diese Situation trägt nicht nur zur physischen Isolation bei, sondern verstärkt auch das emotionale Gefühl des Verlassenseins, da viele ältere Menschen sich schwertun, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten.
Die psychosozialen Faktoren, die zu steigenden Raten von Isolation und Einsamkeit unter älteren Menschen in LMICs beitragen, sind vielfältig und komplex. Aber ein besonders gravierender Faktor ist die wirtschaftliche Not. Armut ist für viele ältere Menschen eine harte Realität. Sie sind auf die finanzielle Unterstützung ihrer Kinder oder der Grossfamilie angewiesen. Fehlt diese Unterstützung – sei es durch den Tod der Kinder, deren Abwanderung aus beruflichen Gründen oder andere Umstände – stehen sie häufig ohne ausreichende Mittel da. Diese Situation ist besonders in Regionen wie Kagera weit verbreitet.
Die finanziellen Einschränkungen haben weitreichende Folgen. Sie begrenzen ihre Möglichkeiten, an Aktivitäten in der Gemeinschaft teilzunehmen, da sie sich oft weder Transportmittel noch die Teilnahme an gesellschaftlichen Veranstaltungen leisten können. Dieser Mangel an sozialer Teilhabe verstärkt das Gefühl der Isolation erheblich.
Darüber hinaus macht die fehlende finanzielle Sicherheit alte Menschen anfälliger für geistigen und körperlichen Verfall. Die Kombination aus wirtschaftlicher Not und sozialer Isolation schafft einen Teufelskreis, der das Wohlbefinden älterer Menschen ernsthaft gefährdet und dringende Interventionen erforderlich macht.
Der kulturelle Wandel und der Zerfall traditioneller Familienstrukturen haben tiefgreifende Auswirkungen auf ältere Menschen auch in der tansanischen Gesellschaft. Früher galten die Ältesten als Rückgrat ihrer Gemeinschaften und wurden für ihre Weisheit und Führung geschätzt. Die rasche Verstädterung und sich ändernde kulturelle Normen haben diese Dynamik jedoch grundlegend verändert.
Grossfamilien, die früher zusammen oder in unmittelbarer Nachbarschaft lebten, werden zunehmend auseinandergerissen. Dies hat zur Folge, dass alte Menschen oft allein oder in städtischen Gebieten in schlecht ausgestatteten Pflegeeinrichtungen leben müssen. In Tansania wirkt sich diese Entwicklung besonders drastisch aus. Einige ältere Menschen sind extremer sozialer Ausgrenzung ausgesetzt und werden sogar als Hexen stigmatisiert. Diese Anschuldigungen haben schwerwiegende Konsequenzen: Sie führen nicht nur zur Ächtung, sondern oft auch zu schweren Misshandlungen. Viele ältere Menschen werden dadurch noch tiefer in die soziale Isolierung getrieben und leben in ständiger Angst.
Der Verlust von Gefährten und sozialen Netzwerken: Der Tod des Ehepartners oder eines engen Freundes verschärft das Problem der Einsamkeit für viele ältere Menschen erheblich. In den ländlichen Gebieten Tansanias sind die Zusammenkünfte, die älteren Menschen früher emotionale Unterstützung boten, stark zurückgegangen. Dies führt dazu, dass sich viele Seniorinnen und Senioren von ihren Gemeinschaften abgeschnitten und entfremdet fühlen. Ohne angemessene soziale Netzwerke müssen ältere Menschen ihre Trauer und Einsamkeit allein bewältigen. Dies verschlimmert ihre emotionale Not und kann zu einer Abwärtsspirale führen. Es müssen neue Wege gefunden werden, um ältere Menschen besser in ihre Gemeinschaften zu integrieren und zu unterstützen. F
In den Ländern mit niedrigem Einkommen sind die Gesundheitssysteme oft nicht hinreichend ausgestattet, um den spezifischen Bedürfnissen älterer Menschen gerecht zu werden. Chronische Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Demenz sind in dieser Altersgruppe weit verbreitet, doch der Zugang zu angemessener Versorgung ist eingeschränkt. Besonders prekär ist die Situation für ältere Menschen in abgelegenen Gebieten. Ihnen fehlt es häufig sowohl an medizinischer Betreuung als auch an Angeboten für die psychische Gesundheit.
Die effektive Bekämpfung von Einsamkeit und sozialer Isolation in LMICs erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der soziale, wirtschaftliche und gesundheitliche Massnahmen kombiniert.
Gemeinschaftsbasierte Unterstützungssysteme: Die Einrichtung von Gemeinschaftszentren und Peer-Support-Gruppen schafft wichtige Begegnungsräume für ältere Menschen. Erfahrungen aus Regionen mit gemeinschaftlich geführten Altenhilfeprogrammen zeigen, dass das Gefühl, gebraucht zu werden, das Selbstwertgefühl älterer Menschen stärkt und ihnen hilft, psychisch ausgeglichen zu bleiben. Solche Modelle haben eine grosse positive Wirkung in ländlichen Gebieten, wo ältere Menschen besonders verletzlich sind.
Initiativen zur wirtschaftlichen Befähigung: Programme zur Schaffung von Einkommensmöglichkeiten für ältere Menschen können Armut lindern und soziales Engagement fördern. Kleine landwirtschaftliche Projekte oder Handwerkskooperativen ermöglichen es älteren Menschen, aktiv zu bleiben und ein Einkommen zu erwirtschaften. Ergänzend sind finanzielle Hilfsprogramme oder Rentensysteme notwendig, um ältere Menschen aus der Armut zu befreien und ihnen die notwendigen Ressourcen für soziale Teilhabe zur Verfügung zu stellen.
Verbesserter Zugang zur Gesundheitsversorgung: Der Ausbau gemeindenaher Gesundheitsdienste ist essentiell. Regelmässige Besuche durch Gesundheitspersonal bei sozial isolierten älteren Menschen können medizinische Versorgung und persönliche Betreuung kombinieren. Zudem ist die Entwicklung spezialisierter psychischer Gesundheitsdienste für Seniorinnen und Senioren wichtig, einschliesslich Beratung und Trauerbegleitung für jene, die Angehörige oder enge Bezugspersonen verloren haben.
Nutzung der Technologie: Trotz des begrenzten Zugangs zu Technologie in vielen LMICs können selbst einfache Hilfsmittel wie Mobiltelefone ältere Menschen mit Familienmitgliedern verbinden und Einsamkeit verringern. Telemedizin bietet eine vielversprechende Lösung zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung in abgelegenen Gebieten. Die Überwindung der digitalen Kluft könnte das emotionale und soziale Wohlbefinden älterer Menschen erheblich verbessern.
Kulturell sensible Ansätze: Interventionen müssen die lokalen Kulturen respektieren und einbeziehen. In vielen LMICs gibt es traditionelle Praktiken, die ältere Menschen ehren. Diese können gestärkt werden, um Respekt und Inklusion zu fördern.
Die Rolle der Politik und Zukunftsperspektiven: Regierungen in LMICs müssen der älteren Generation Priorität einräumen. Dies erfordert Massnahmen zur Förderung sowohl des materiellen als auch des emotionalen Wohlbefindens, einschliesslich:
Multi–Stakeholder–Partnerschaften: Kooperationen zwischen lokalen Regierungen, NGOs und internationalen Gesundheitsorganisationen sind unerlässlich. Die Kombination von gemeinschaftsbasierten Lösungen und politischen Initiativen kann älteren Menschen die notwendige Unterstützung bieten.
Bewusstseinsbildung und generationenübergreifende Solidarität Es ist wichtig, die jüngere Generation für die Bedürfnisse älterer Menschen zu sensibilisieren. Programme, die das Verständnis und die Solidarität zwischen den Generationen fördern, können die Kluft zwischen Jung und Alt überbrücken und stärkere und solidarischere Gemeinschaften schaffen.
Soziale Isolation und Einsamkeit älterer Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, wie in der Region Kagera in Tansania, erfordern dringendes Handeln. Wirtschaftliche Not, familiäre Zersplitterung und mangelnde Gesundheitsversorgung verstärken das Alleinsein der älteren Generation erheblich. Lösungsansätze umfassen gemeinschaftsbasierte Unterstützung, wirtschaftliche Stärkung, verbesserten Zugang zu Gesundheitsdiensten und kulturell sensible Strategien. Eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen Regierungen, lokal aktiven Organisationen und Gemeinden ist entscheidend, um älteren Menschen ein Leben in Würde, sozialer Einbindung und emotionalem Wohlbefinden zu ermöglichen. Diese Bemühungen sind nicht nur ethisch geboten, sondern auch für den Aufbau widerstandsfähiger, generationenübergreifender Gemeinschaften angesichts globaler Bedrohungen wie dem Klimawandel unerlässlich.