Ein Beispiel der programmatischen Arbeit von INTERTEAM

Förderung von Qualität und Zugang zu Gesundheitsdiensten in Tansania

By Tony Jungo

Hat die Personelle Entwicklungszusammenarbeit (PEZA) eine Zukunft? Welchen Beitrag leistet sie heute? Und wie muss diese Art der Zusammenarbeit aussehen, damit sie zukünftig Armut nachhaltig bekämpfen kann? Diesen kritischen Fragen stellte sich INTERTEAM an seiner Jubi-läumsfachtagung in Luzern vor rund 100 Experten und Expertinnen aus dem breiten Feld der EZA - und präsentierte auch gleich Antworten.

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Förderung von Qualität und Zugang zu Gesundheitsdiensten in Tansania

„Wir sind kein Unternehmen der Konsumgüterindustrie, welches einfach den Erfolg in Zahlen fassen kann. Viel wichtiger bei unserer Arbeit ist das Ziel, die Menschen vor Ort soweit zu bringen, Veränderungen selber anstreben zu wollen und dafür Verantwortung zu übernehmen. Denn nur aus eigenem Antrieb kann Armut überwunden werden – und dies ist messbar.“ Mit diesem Statement machte Erik Keller in seinem Eröffnungsreferat zuerst einmal klar, dass es eine Illusion sei, die Wirkung von Einsätzen in einfachen Kennzahlen messen zu wollen. Nichtdestotrotz kann Entwicklungszusammenarbeit nicht losgelöst von klar definierten Wirkungszielen erfolgen. Doch wie setzt man seine Kräfte – rund 60 gut qualifizierte Schweizer Berufsleute die für INTERTEAM im Einsatz stehen – optimal ein, um nachhaltige positive Veränderungen zu erreichen?

Der Programmansatz von INTERTEAM

Wird die Fragen nach der Wirkung einzelner Einsätze gestellt, so darf auch eine weitere Frage nicht ausgeblendet werden: Was muss sich grundsätzlich ändern, um die oftmals desolaten Zustände, die wiederum erst Armut hervorrufen, wirkungsvoll bekämpfen zu können? INTERTEAM setzt hier auf einen gemeinsamen Wissensaustausch mit Partnern auf unterschiedlichen Ebenen. Dazu dienen Cluster als Leitinstrumente, also eine Vernetzung und thematische, wie auch lokale Bündelungen von Einsätzen. Diese ergeben wiederum landesspezifische Programme. Denn nur durch die Einflussnahme auf soziale, gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen können die Ursachen von Armut effektiv bekämpft werden.

Gesundheitsförderung in Tansania – seit 50 Jahren

In Tansania beispielsweise führten diese Erkenntnisse zu einer Analyse der Rahmenbedingungen und wie diese förderlich gestaltet werden könnten. So gibt es zwar seit Jahren gross angelegte Gesundheitsprogramme (für Themen wie Müttergesundheit, Malaria, HIV, etc.) und die Indikatoren konnten auch etwas verbessert werden. Doch in den ländlichen Gebieten ist davon wenig zu spüren. In einem ersten Schritt ging es INTERTEAM nun darum, gemeinsam mit den lokalen Partnern die Herausforderungen zu identifizieren und Strategien festzulegen. Daraus ergab sich die Nachfrage nach Einsätzen von INTERTEAM Fachleuten. Als kleiner Akteur muss sich INTERTEAM jedoch fokussieren. Daher erfolgt ein Grossteil der Einsätze rund um den südlichen Teil des Viktoriasees im Norden Tansanias (geografische Fokussierung) mit dem Auftrag, die Gesundheitsdienstleistungen durch individuelles Lernen (On-the-Job-Training) und Veränderungen bei Organisationen qualitativ zu verbessern. Definiert wurde ein Cluster mit dem Ziel, die Gesundheit der Menschen im Norden von Tansania zu verbessern. Im Zentrum stehen dabei folgende Teilbereiche:

(1) Physische Gesundheit inkl. technischer Support/Unterhalt bei der medizinischen Infrastruktur und im Spitalmanagement (2) Psycho-soziale Unterstützung von schutzbedürftigen Zielgruppen (Gefährdete Kinder/Jugendliche, HIV-Aids-Waisen, behinderte Kinder und junge Mütter/Frauen), (3) Aufbau von dezentralen Angeboten für Kinder mit physischen und psychischen Behinderungen (Community Based Rehabilitation), (4) Verbesserung des Zugangs zu sauberem Wasser und Hygiene (WASH) in den ländlichen Gemeinden .

Tragbare Kooperationen sind entscheidend

Trotz der Orientierung der durchschnittlich geplanten 12 bis15 Einsätze an einem grösseren Rahmen, welcher auch den fachlichen Austausch unter den adäquat qualifizierten INTERTEAM Fachleuten und der Partnerorganisationen besser ermöglicht, bilden Langzeiteinsätze von 2 bis 3 Jahren bei INTERTEAM immer noch das Kernstück. Die im Landesprogramm gesetzten anspruchsvollen Ziele (vermehrte Vernetzung und systemische Veränderungen) können jedoch nicht im Alleingang erreicht werden; es braucht tragbare Kooperationen mit anderen Hilfs- und Entwicklungsorganisationen. Dadurch verändern sich einerseits die geforderten Berufsprofile an die Fachleute im Entwicklungseinsatz, andererseits der Aufgabenbereich des Koordinationsbüros in Mwanza. Im Vordergrund steht nicht mehr nur eine, auf Begleitung der Fachleute ausgerichtete Supportfunktion, sondern eine strategische und thematische Führung im Cluster, also eine Förderung der Vernetzung und Unterstützung der lokalen Partner bei der politischen Einflussnahme (Lobbying).

Hat die PEZA nun noch eine Zukunft? Aus Sicht von INTERTEAM ist diese Frage klar zu bejahen, bedenkt man die permanent anhaltende grosse Nachfrage nach gut qualifizierten Schweizer Fachleuten und die langsamen aber stetig fortschreitenden Verbesserungen der Gesundheitsdienstleistungen in unseren Einsatzgebieten. Fokussierung und ein klar definierter Programmansatz bilden jedoch die Grundvoraussetzungen, um auch zukünftig wirkungsvoll arbeiten zu können.

INTERTEAM

WISSEN TEILEN – ARMUT LINDERN. Nach diesem Grundsatz setzt sich INTERTEAM ein für bessere Lebensbedingungen in armutsbetroffenen Ländern im Süden und für mehr Solidarität im Norden. Seit 1964.

INTERTEAM vermittelt und begleitet qualifizierte Schweizer Berufsleute in mehrjährige Einsätze nach Nicaragua, Honduras, Bolivien, Kolumbien, Tansania und Namibia. Die über 50 Fachleute engagieren sich in den Hauptbereichen Bildung, Ernährung und Gesundheit.

Im Mittelpunkt der Entwicklungseinsätze stehen der Austausch und die Weitergabe von Wissen, Fertigkeiten und Erfahrung.

INTERTEAM beschreitet gemeinsam mit Partnerorganisationen vor Ort neue Wege, um solide Grundlagen zu schaffen und so die Lebenssituation der lokalen Bevölkerung nachhaltig zu verbessern.

Als ZEWO-zertifizierte, 50-jährige Non-Profit-Organisation garantiert INTERTEAM einen verantwortungsvollen Umgang mit Spenden und Mitgliederbeiträgen sowie mit öffentlichen, privaten und kirchlichen Geldern.

http://www.interteam.ch/

Tony Jungo
Tony Jungo ist Programmleiter Afrika bei INTERTEAM. Kontakt: