Symposium der schweizerischen Gesundheitszusammenarbeit
Von den 40 Millionen Menschen, die mit dem HIV-Virus infiziert sind, leben über 95% in Entwicklungsländern. Aids tötet Menschen. Aids verhindert und zerstört Entwicklung, verursacht und vertieft Armut und Ungerechtigkeit. Anderseits breitet sich die Epidemie auf dem Nährboden von Armut und Abhängigkeit am schnellsten aus. Aids ist weit mehr als ein Gesundheitsproblem. Und der Kampf gegen die Epidemie wird immer dringlicher.
Wir reagieren die schweizerischen Entwicklungsorganisationen und Hilfswerke auf diese Botschaft ihrer Partner in Ländern des Südens? Welche Strategien und konkreten Projekte verfolgen sie im Gesundheitsbereich?
"Stimmen aus dem Süden" am MMS-Symposium.
V.l.n.r.: Moly Molango; Joseph Ogello Okullo, Bashir Gobdon
Am Symposium vom 19. November 2002 zum Thema HIV/Aids und Entwicklungszusammenarbeit, organisiert vom Netzwerk Medicus Mundi Schweiz, rief Nationalrätin Ruth-Gaby Vermot-Mangold Wirtschaft und Politik zu vermehrten Anstrengungen im Kampf gegen Aids auf. Marco Rossi, Vertreter der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, stellte die neue Aids-Politik der DEZA und das damit verbundene verstärkte Engagement vor.
Mehr als 40 Schweizer Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit und Aids-Prävention beteiligten sich aktiv an der vom Netzwerk Medicus Mundi Schweiz lancierten Veranstaltung. Das Symposium bot konkrete Einblicke in die Möglichkeiten und Grenzen der Aids-Bekämpfung unter Drittwelt-Bedingungen. Es widmete sich unter anderem dem Problem der kostenaufwändigen medikamentösen Aids-Behandlung in den ärmsten Ländern. Die vorgestellten Pilotprojekte von Médecins sans Frontières in Guatemala und vom Schweizerischen Roten Kreuz in Swasiland gaben erste praktische Hinweise über Chancen und Risiken solcher Vorhaben.
Zwischen den Referaten: Ein Blick ins Publikum
Zum Thema der Stigmatisierung von HIV-Infizierten und Aids-Kranken zeigte terre des hommes schweiz anhand von Videosequenzen über Aids-Waisen in Tansania, dass von der Aids-Pandemie zur Hauptsache Länder betroffen sind, deren Gesellschaften mitten in der Übergangsphase zwischen Tradition und Moderne stehen. Die klassischen familiären Netze, vor kurzem noch selbstverständlich, funktionieren nur noch bedingt, staatliche Auffangstrukturen fehlen – die Folgen sind insbesondere für die vom Tod ihrer Eltern betroffenen Kinder verheerend. Auf überaus grosses Echo stiess an der Tagung der von der Aids-Hilfe Schweiz und IAMANEH Schweiz gemeinsam vorbereitete Workshop zu möglichen Synergien zwischen Präventionsprogrammen im Süden und in der Schweiz.
Die DEZA stellte ihre neu formulierte Politik im Kampf gegen Aids vor, in der sie sich besonders für die Förderung von Bewusstseinsbildung und institutionellem Engagement ausspricht. Dies soll mithelfen, die Ausbreitung der Pandemie zu bremsen und deren Auswirkungen zu verringern. HIV/Aids ist zu einem Schwerpunktthema der DEZA geworden. Sie engagiert sich einerseits immer stärker auf multilateraler Ebene, andererseits baut sie auch Massnahmen zur Bekämpfung der Krankheit in ihre Programme ein. Dabei stehen Prävention und die ärmsten Bevölkerungsgruppen im Mittelpunkt ihrer Arbeit. Ihre Aktivitätenzielen prioritär auf die Partnerländer in Afrika sowie auf einige Länder in Osteuropa und in Asien.
Marco Rossi präsentiert die neue Aidspolitik
der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA
Das rege Interesse am Symposium belegt die Bemühungen der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit im Kampf gegen Aids. Mit einer vom Netzwerk Medicus Mundi Schweiz initiierten Fachplattform HIV/Aids soll die Debatte über das Symposium vom 19. November hinaus verankert werden.