Liebe Leserin, lieber Leser,
Kühles Wetter – und so heisse Köpfe in Bern! Der DEZA-Direktor Walter Fust und seine Chefin, Bundesrätin Micheline Calmy-Rey, streiten heftig und öffentlich mit der Geschäftsprüfungskommission des Ständerates, die in einem Bericht eine mangelnde thematische und regionale Konzentration der Entwicklungszusammenarbeit ortet. Auch sonst fehlt es nicht an parlamentarischem Aktivismus in Sachen Entwicklungspolitik: Allein im Jahr 2006 haben ParlamentarierInnen über 40 Vorstösse zum Thema eingereicht. Und es wird wohl auch in diesem Jahr weiter heftig um Ziele und Strategien der Entwicklungszusammenarbeit gestritten.
Von Bern nach Basel – und Chennai, Indien: Die einflussreichen entwicklungspolitischen Organisationen Erklärung von Bern und Médecins sans Frontières überbieten sich zurzeit gerade gegenseitig in einer Kampagne gegen die Novartis. Sie klagen den Basler Pharmagiganten an, mit einem Gerichtsverfahren in Indien aus kurzsichtigem Profitstreben den Zugang armer Menschen zu kostengünstigen Generika mutwillig aufs Spiel zu setzen. Mehr dazu in diesem Newsletter.
Wenn die Riesen aufeinander einprügeln und sich die Köpfe einschlagen, schauen die schlauen Kleinen besser zu, so wie es seinerzeit das tapfere Schneiderlein gemacht hat. Schliesslich verbindet die Mitglieder des Netzwerks Medicus Mundi Schweiz ja auch kein politisches Programm, sondern „nur“ eine gemeinsame Vision – Gesundheit für alle – und ein gemeinsames Aktionsfeld – die internationale Gesundheitszusammenarbeit.
Doch so einfach ist es nicht, und so einfach wollen wir es uns auch nicht machen. Unsere Arbeit findet in einem politischen Rahmen statt, und unser Einsatz für Gesundheit für alle reflektiert auch immer eine politische Grundhaltung. Wir können wir diese Grundhaltung und das in den Mitgliedorganisationen des Netzwerks erarbeitete Fachwissen in die polischen Prozesse einbringen? Was haben wir zu sagen, und wem und wie sagen wir es? Fragen, die uns in diesen „Nachrichten“ und wohl auch durch dieses Jahr hindurch begleiten werden. Bleiben Sie am Ball!
Eine gute Lektüre wünscht Ihnen
Thomas Schwarz, Co-Geschäftsführer Medicus Mundi Schweiz. Netzwerk Gesundheit für alle
"Die Steuergruppe von aidsfocus.ch hat sich einstimmig für die Unterstützung der von Médecins Sans Frontières lancierten Petition ausgesprochen. Darin wird Novartis aufgefordert, die Klage gegen die indische Regierung und das indische Patentrecht fallen zu lassen."
Amnesty Online Aktion Peru
"'Belästige uns nicht! Du solltest keine Kinder haben, wenn Du so arm bist!' So schrie ein Arzt María Luz an, eine junge Quechua in Huánuco, als sie ihn fragte, wie es ihrem frühgeborenen Kind gehe. Sie hatte das Mädchen zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht. Wenige Tage später starb es. Fordern Sie mit dieser Online Aktion, dass auch Arme und insbesondere Frauen und Kinder in Peru Zugang zu einer grundlegenden Gesundheitsversorgung erhalten."
Ausschreibung vom 17. Januar 2007
"Das RomeroHaus Luzern vergibt im Auftrag der Bethlehem Mission Immensee am 9. September 2007 einen Preis an eine Einzelperson, Gruppe oder Institution, die sich im Nord-Süd-Gefälle unserer Welt für mehr Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfungsbewahrung einsetzt. Vorgeschlagen werden können Projekte, Personen oder Institutionen, die obigen Kriterien entsprechen."
Berichte zum Weltlepratag vom 28. Januar 2006
"Mehr als 14 Millionen Menschen wurden seit 1985 von Lepra geheilt. Vor zwei Jahrzehnten war Lepra ein Problem für die Öffentliche Gesundheit in 122 Ländern, heute in 5 Ländern." - "Noch immer sind Vorurteile gegenüber Leprakranken und die Unwissenheit über die Krankheit weit verbreitet. Nicht nur in den betroffenen Ländern, sondern sogar hier bei uns. So kommt es immer wieder vor, dass Leute nach ihren Ferien bei der Leprahilfe anrufen. Sie hätten einen Lepraverstümmelten berührt, ob sie sich nun angesteckt hätten." (Berichte der Novartis-Stiftung für Nachhaltige Entwicklung und der Leprahilfe Emmaus Schweiz)
Gutgeheissen von EDA und EDI am 9. Oktober 2006
"Es handelt sich um die erste sektorielle aussenpolitische Zielvereinbarung zwischen dem EDA und einem anderen Departement. Sie wurde von der Vorsteherin des Departements für auswärtige Angelegenheiten und dem Vorsteher des Departements des Innern am 9. Oktober 2006 unterschrieben und am 18. Oktober 2006 dem Gesamtbundesrat unterbreitet. Der Text wurde zum internen Gebrauch verfasst, steht aber externen Interessierten zur Verfügung."
Med in Switzerland, Februar 2007
Das Basler Pharmaunternehmen Novartis versucht in Indien per Gerichtsverfahren, zu einem Patent auf sein erfolgreiches Krebsmedikament Glivec® (Imatinibmesylat) zu gelangen. Und stellt sich damit ganz schön in den Regen. Ein Hintergrundbericht mit weiterführenden Hinweisen.