Liebe Leserin, lieber Leser,
Nicht, dass es mir etwa langweilig gewesen wäre. Aber die sommerliche Ruhe im normalen Geschäftsbetrieb, die Abwesenheit all derer, von denen ich in den letzten drei Wochen eigentlich etwas gewollt hätte, hat mir unter anderem erlaubt, wieder einmal einen Blick in die Publikationen zu werfen, die bei der Geschäftsstelle des Netzwerks Medicus Mundi Schweiz eingetroffen sind. Einige Stimmen habe ich in den "Netzwerk-Nachrichten" dokumentiert, ebenso ein paar Denkanstösse, die via Cyberspace den Weg auf meinen PC-Bildschirm gefunden haben.
Und Sie stecken ja wohl auch schon wieder bis über den Hals in der Arbeit... dann kann ich mich ja vielleicht gelegentlich wieder "geschäftlich" bei Ihnen melden. Vorerst aber wünsche ich Ihnen eine gute Lektüre.
Mit besten Grüssen,
Thomas Schwarz, Co-Geschäftsführer Medicus Mundi Schweiz. Netzwerk Gesundheit für alle
"Weltweit führende ForscherInnen fordern die Regierungen auf, mehr Verantwortung für die Entwicklung von Arzneimitteln zu übernehmen. Medikamente müssten als öffentliches Gut entwickelt werden, ohne dass Patente den Zugang für grosse Teile der Weltbevölkerung behindern. Die Antwort auf die mangelhafte Versorgung der Dritten Welt solle nicht wohltätigen Gönnern überlassen werden. Die öffentlichen Gesundheitsbedürfnisse müssten zur strategischen Priorität werden." (BUKO Pharma-Brief 5/2005)
People's Health Assembly in Cuenca, Ecuador
"'Die Stimmen der Völker der Erde rufen uns'. Mit diesem Aufruf hatten HeilerInnen, SchamanInnen, Medizinfrauen und -männer aus allen fünf Kontinenten zur Eröffnungsfeier der zweiten People's Health Assembly eingeladen. Gemeinsam riefen sie Vater Sonne und Mutter Erde um ihren Segen auf. Die Zeremonie fand an einem verheissungsvollen Ort statt, in Pumapungo, der heiligen Stätte der Inkas, auf der Cuenca aufgebaut worden war. Die sehr eindrückliche und mutige Zeremonie schuf den Rahmen für die Konferenz und erzeugte eine Stimmung freudiger Erwartungen und Nähe. In Cuenca sollten wir uns also erneut auf die Suche eines heimlichen Sonnentempels machen. Sein Name: Gesundheit für alle..."
Im Brennpunkt: UN-Entwicklungsziele zur Halbierung der Armut
"Weniger als drei Monate vor dem "Milleniumsgipfel" (M+5), der vom 14. bis 16. September in New York stattfindet, wird die Entwicklungszusammenarbeit auch auf dem Schweizer Politparkett zu einem umstrittenen Thema. Ausgangs der Juni-Session der eidgenössischen Räte forderte eine Gruppe von ParlamentarierInnen aller grossen Parteien vom Bundesrat einen Richtungswechsel inbezug auf die Umsetzung der Ziele dieses Gipfels. Die anlässlich einer UNO-Versammlung im Jahr 2000 erarbeiteten Massnahmen sollen die Armut in der Welt bis zum Jahr 2015 halbieren und sehen dazu eine effektive Erhöhung der Entwicklungshilfe vor." (Sergio Ferrari, unité) UN-Entwicklungsziele zur Halbierung der Armut - Nur ein halbherziges Engagement der Schweiz? Symposium vom 9. September in Bern: Armut muss Geschichte werden Manifestation vom 10. September 2005 in Bern
"Als Land mit einer bedeutenden und hoch entwickelten pharmazeutischen Industrie kann die Schweiz einen Beitrag zur Verbesserung des Zugangs der Entwicklungsländer zu unentbehrlichen Arzneien im Einklang mit den allgemeinen Grundsätzen des Patentrechts leisten. Die Schweiz hat sich verpflichtet, den WTO-Beschluss vom August 2003 umzusetzen, der Entwicklungsländern mit ungenügenden oder fehlenden pharmazeutischen Produktionskapazitäten die Möglichkeit bietet, unter Zwangslizenz hergestellte billigere Generika zu importieren. Die derzeit in Arbeit befindliche Revision des schweizerischen Patentrechts sieht die Einführung von Zwangslizenzen für den Export pharmazeutischer Produkte in solche Länder vor." (Millenniumsentwicklungsziele - Zwischenbericht der Schweiz, Bundesrat, Mai 2005)
"Die grösste Bedrohung für unsere junge Demokratie ist wahrscheinlich die HIV/Aids-Pandemie. Viele der Opfer sind jung, gut ausgebildet und haben Familien zu ernähren. Politische Entscheidungen unserer Regierung waren in dieser Sache nicht immer eine Hilfe. Viele Menschen hätten nicht sterben müssen, wenn sie früher antiretrovirale Medikamente erhalten hätten. Wir haben also wieder eine Apartheid.“ (Desmond Tutu, Südafrika, in: auftrag, Nr. 4/2005, Zeitschrift von mission 21) "Für die Tsunamiopfer hat sich die Solidarität durch eine beispiellose Mobilisierung von Ressourcen konkretisiert. Sie bot auch die Gelegenheit, daran zu erinnern, dass die durch Armut verursachten permanenten Dramen mehr Opfer fordern als die schlimmsten Naturkatastrophen, und schliesslich, dass die durch eine Krise ausgelöste spontane Solidarität nicht die Solidarität 'auf lange Sicht' ersetzt, die notwendig isst, um menschenunwürdigen Situationen ein Ende zu bereiten." (Jacques Forster in: Schweizerisches Jahrbuch für Entwicklungspolitik, iuéd 2005) "Im Seboche Hospital fragt die Administration den Patienten bereits bei Spitalantritt, wie es um seine finanzielle Lage bestellt ist. Will der Patient beim Austritt einen Teil der Krankenhauskosten mit einem Tier bezahlen, so muss er dieses nach Seboche bringen, sodass das Schaf oder die Kuh eingeschätzt werden kann. Ein Schaf nimmt die Krankenhausleitung für 300 bis 400 Maloti, eine Ziege für rund 200 Maloti und ein Huhn für 20 Maloti an Zahlung." (Barbara Bleisch in: SolidarMed aktuell Nr. 41, Mai 2005). "Einnahmen aus Spenden: 10'825'626 CHF; Spitaltaxen und Konsultationsgebühren: 527'646 CHF" (Jahresrechnung im Geschäftsbericht 2004 der Kinderhilfe Bethlehem) "Wissen ist ein Schatz, der seinen Besitzer überallhin begleitet." (Sprichwort aus China, in: Bulletin der Schweizer Indianerhilfe, Juni 2005) "Was aber ist in der Entwicklungszusammenarbeit richtig? Sind es effizient ausgeführte Projekte? Kann nicht auch mit grosser Effizienz das Falsche gemacht werden? Richtig ist, die Wirkung der Programme und Projekte gemessen an den Zielsetzungen zu beurteilen. Zu beachten gilt dabei, dass die Zusammenarbeit partizipativ angegangen und partnerschaftlich entschieden wie auch umgesetzt werden muss. In anderen Worten: Nicht unbedingt jene Hilfe ist die beste oder richtige, die den hehren Ansichten von selbst berufenen Meinungsmachern entspricht." (Walter Fust in: Eine Welt, Nr. 2, Zeitschrift der DEZA, Juni 2005) Die Zitate stammen aus Publikationen von Mitgliedern des Netzwerks Medicus Mundi Schweiz, die uns in letzter Zeit zugesandt worden sind, und sind nur zum Teil auf den angegebenen Websites zugänglich.
"Seit bald drei Jahren lebt und arbeitet Monika Schwab Zimmer in Oshakati, Namibia. Im neu eröffneten Tonateni-Center engagiert sich die INTERTEAM-Mitarbeiterin zusammen mit elf Namibierinnen und Namibiern in der AIDS-Prävention. 'Öffne deine Augen und lerne verstehen' - das heisst 'Tonateni' auf deutsch. 'Ich bin zusammen mit Carl Naimwhaka verantwortlich, dass Leben in unser Zentrum in der nordnamibischen Stadt Oshakati (ca. 40'000 Einwohner und Einwohnerinnen) kommt', sagt die Baselbieter Ethnologin. Leben, oft im Angesicht des Todes. Denn AIDS ist in Namibia allgegenwärtig. Monika Schwab Zimmer nennt Zahlen: 'In der Region Oshakati sind 30% der Menschen HIV-infiziert.' Drei Programme bietet das Tonateni-Center momentan an: zum ersten die Suppenküche mit einem Nachmittagsprogramm für AIDS-Waisenkinder aus der Umgebung. Im weiteren ist das Tonateni-Center eine anonyme HIV-Beratungs- und Teststelle. Und in der Selbsthilfegruppe für Menschen, die mit 'dem Virus' leben, sind heute mehr als 20 regelmässige Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktiv, die auf diese Weise einander beistehen, darüber hinaus aber auch andere in den Dörfern der Region durch ihr Zeugnis ermutigen, ebenfalls über Aids zu reden." (L. Spirig-Huber, Interteam, für MMS-News)