Die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit steht zurzeit unter medialem und politischem Druck. Auch wenn dabei der Verweis auf die Flüchtlingsdramen im Mittelmeer schlicht unfundiert ist, sollten wir uns der Debatte stellen.
Der Druck auf die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit ist in der medialen Öffentlichkeit in den letzten Wochen deutlich gestiegen. Die Debatte kristallisiert sich dabei um die Flüchtlingskatastrophen im Mittelmeer, die deutlich machen sollen, dass Entwicklungszusammenarbeit nicht funktioniere. Dabei gibt es zwei Argumentationsstränge: Wären die Gelder wirksam, hätten die Menschen keinen Grund zu fliehen. Die Migrationsbewegung ist also ein Beweis dafür, dass die Hilfe nichts nützen würde. Der andere Argumentationsstrang lautet, dass als Folge der Entwicklungszusammenarbeit, eine untere Mittelschicht entstanden ist. Diese ist es, die es sich überhaupt leisten kann, sich auf den Weg zu machen. Beide Argumente werden jeweils zum gleichen Schluss geführt: Die reichen Länder sollen ihre Zahlungen einstellen.
Zu dieser Debatte gäbe es viel anzufügen, zu entgegen, aber auch zu bestätigen. Hier nur so viel: Die Prämisse, auf welchen diesen Argumente bauen, hält einer genaueren Prüfung kaum stand. Laut der Internationalen Migrationsorganisation (IOM) stammten von den MigrantInnen, die 2014 Italien erreichten, der überwiegende Teil aus Syrien (42‘323) und Eritrea (34‘329). Weit zurück folgen Mali (9‘938), Nigeria (9‘000), Gambia (8‘707), Palästina (6‘082) sowie Somalia (5‘756). Diese traurige Rangliste erklärt sich nicht mit der Entwicklungszusammenarbeit sondern mit diktatorischen Regimes, mit Gewalt und Krieg.
Nur sollten wir uns davor hüten, die Argumente mit diesen Zahlen einfach vom Tisch zu wischen. Die Entwicklungszusammenarbeit steht gerade im südlichen Afrika vor grossen Herausforderung. Im Gesundheitsbereich konnte zwar dank den internationalen Anstrengungen und mit Beteiligung der Schweiz viel erreicht werden. Die Schattenseiten zeigen sich aber immer wieder bei der Arbeit in politisch schwierigen Kontexten, die geprägt sind von Korruption und der damit verbundenen schwachen Gouvernanz seitens der politischen Eliten. Diese nehmen in der Tat oft ihre Verantwortlichkeiten zu wenig wahr – gerade auch in ihrer Aufgabe, das Menschenrecht auf Gesundheit ihrer BürgerInnen umzusetzen. Hier ist die staatliche Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz in der Tat auch gefordert. Doch macht es sich zu einfach, wer fordert, dass die Investitionen einfach eingestellt werden müssten. Leidtragende wären am Ende unter anderem Patientinnen und Patienten, die keinen Zugang zu dringend benötigte Gesundheitsversorgung mehr hätten.
Wir sind auch als Netzwerk Medicus Mundi Schweiz gefordert diese Debatten zu führen und mit Überzeugung für das Recht auf Gesundheit für alle einzustehen. Denn dieses steht unter Druck, wenn etwa das Entwicklungszusammenarbeitsbudget massiv gekürzt wird, wie es bestimmte Politikerinnen und Politiker vorhaben. Die Zeit zum Handeln ist jetzt: Zurzeit laufen die Arbeiten an einer neuen entwicklungspolitischen Strategie der Schweiz. Im September wird durch die UNO die Social Development Goals (SDGs) verabschiedet und die Schweiz muss sich damit auseinandersetzen, wie sie diese umsetzen wird. Wir werden uns mit der Kompetenz und den Erfahrungen unserer Mitgliedorganisationen einbringen – etwa am 28. Oktober 2015, wenn wir unser jährliches MMS Symposium durchführen werden. Denn wir wollen eine Gesundheitszusammenarbeit, die tatsächlich auch bei den Bedürftigsten ankommt.
Martin Leschhorn Strebel
Netzwerk Medicus Mundi Schweiz
One of the most serious global health threats of our time
“This is the single greatest challenge in infectious diseases today,” says Dr Keiji Fukuda, WHO’s Assistant Director-General for Health Security. “All types of microbes - including many viruses and parasites - are becoming resistant to medicines. Of particularly urgent concern is the development of bacteria that are progressively less treatable by available antibiotics. This is happening in all parts of the world, so all countries must do their part to tackle this global threat.” (Photo: Iqbal Osman/flickr)
Medienmitteilung zum Weltmalariatag
Die Schweiz spielt in den internationalen Bemühungen, Malaria zu bekämpfen eine Vorreiterrolle. Diese beruht nicht zuletzt auf der Zusammenarbeit zwischen der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, der Industrie, der Forschung und verschiedenen Nichtregierungsorganisationen. Aus Anlass des heutigen Welt-Malaria-Tages hat die von den verschiedenen Akteuren getragene Swiss Malaria Group nach Basel ins Naturhistorische Museum eingeladen. Im Zentrum steht dabei der Rückblick auf eine Malariareise von sieben Nationalrätinnen nach Tansania. (Photo: Parlamentarische Delegation / SMG, Martin Leschhorn Strebel)
Interview auf der TagesWoche
Es gibt Erfolge in der Bekämpfung von Malaria. Aber noch immer sterben Jahr für Jahr 700'000 Menschen an der Infektionskrankheit, wie der Immunologieprofessor Christian Lengeler und Malariaspezialist am Schweizerische Tropen- und Public Health-Institut im Gespräch mit der TagesWoche sagt. (Foto: Swiss Malaria Group / Ken Mwai )
Rückblick auf die Jahresversammlung
Somalia: Terroranschläge, Hungersnöte, Piraten, seit 24 Jahren Bürgerkrieg. Das ist das Bild das wir von Somalia haben. Am letzten Samstag, am 25. April wurde an der Generalversammlung von Swisso Kalmo im Saal des Schweizerischen Friedensrates an der Gartenhofstrasse 7 in Zürich 4 Positiveres aus Somalia berichtet: In Ambulatorien von Swisso Kalmo in Somalia erhalten Mütter mit ihren Kindern Hilfe. In Kliniken werden Tuberkulosekranke behandelt und erhalten gesundes Essen. Eine gute Ernährung ist sehr wichtig für die Heilung der Tuberkulose. Swisso Kalmo wurde 1990 vom somalisch-schweizerischen Ehepaar Nur Scecdon Olad und Magda Nur-Frei gegründet. Swisso steht für "Schweiz" und "Somalia". Kalmo bedeutet "Hilfe" und "Verbundenheit. In der Schweiz leitet Ruth Dällenbach seit dem letzten Sommer als Geschäftsführerin Swisso Kalmo. (Foto: Ärztinnen und Krankenschwestern von Swisso Kalmo)
Caritas Baby Hospitals in Bethlehem
Dr. Hiyam Marzouqa, Chefärztin des Caritas Baby Hospitals in Bethlehem, wurde für ihr besonderes Engagement in ihrem Heimatland ausgezeichnet. Sie erhielt den diesjährigen «Peter Hünermann»-Preis des Katholischen Akademischen Ausländer-Dienst KAAD in Deutschland. (pdf)
Schutz vor Ausbeutung
Enfants du Monde unterstützt Schulen in ländlichen Regionen, um Jugendlichen Perspektiven zu geben.
Sonderausgabe der MMS Nachrichten
Das verheerende Erdbeben vom vergangenen Samstag hat bereits unzählige Todesopfer gefordert. Getroffen ist ein ressourcenschwaches Land und die staatliche Führung ist, wie sich jetzt gezeigt hat, schwach. Das alles erinnert an das Erdbeben von Haiti 2010. Die Sonderausgabe der MMS Nachrichten dokumentiert Lehren von 2010 und das Engagement seiner Mitgliedorganisationen. (Foto: simcsea/flickr)
How the media coverage on Nepal will look like in a year
"Aid workers, you know how this goes. In approximately one year, the media is going too be all up in our grill. At the one year anniversary, major networks will run specials on “where the money went” or “did aid really help Nepal?” Of course, a bunch of new INGOs (some started up by failed climbers) specifically focused on the earthquake will be interviewed and featured at length. They’ll make outrageous (and impossible to verify) claims about how they cut through red tape and outwitted the aid system to deliver life-saving assistance to those who most desperately needed it," predicts AidSpeak in a recent blog. (Photo: Broadleak News/flickr)