Editorial

Von Martin Leschhorn Strebel

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Wissen ist Macht. Deshalb möchte, wer wirtschaftlichen Erfolg haben will, die Kontrolle über das geschaffene Wissen kontrollieren und die daraus entwickelten Produkte möglichst teuer verkaufen. Der Staat anerkennt dies, weshalb er das von Privaten, Firmen und Forschungsinstitutionen geschaffene Wissen durch das Patentrecht schützt.

Wissen unterliegt aber auch gesellschaftlichen Ansprüchen. Die Gesellschaft möchte es nutzen und auch weiterentwickeln können. Wissen ist eben auch ein Gemeingut.

In der Debatte um den Zugang zu qualitativ sicheren und wirksamen Medikamenten wird das Aufeinandertreffen dieser verschiedenen Vorstellungen besonders deutlich. Die Interessen der Pharmaindustrie kollidieren mit dem tief verankerten Recht auf Gesundheit.

Gerade deshalb ist die Frage nach dem Zugang zu Medikamenten diejenige Auseinandersetzung in der internationalen Gesundheitspolitik, die auch eine breitere Öffentlichkeit wahrnimmt. Das Bild der immense Gewinne ausschüttenden Pharmaindustrie, die auf den überteuerten Medikamenten der Ärmsten sitzt, ist einprägsamer als jede karitative Aktion der Pharmaindustrie.

Bleibt die Frage, ob es sich dabei wirklich auch um den zentralsten Ansatz handelt, um die Krankheiten der Ärmsten anzugehen. Sicher lässt er sich einfacher medialisieren und skandalisieren als die komplexen Probleme der Gesundheitssysteme im globalen Süden.

Martin Leschhorn Strebel
Redaktor des Bulletins und Geschäftsleitungsmitglied des Netzwerks Medicus Mundi Schweiz. Kontakt: mleschhorn@medicusmundi.ch