Editorial

Von Martin Leschhorn Strebel

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Das World Food Programm (WFP) geht davon aus, dass im Jahr 2009 nochmals 100 Millionen Menschen dazugekommen sind, die unter Hunger leiden. Doch die Situation hat sich nicht verbessert, die Lebensmittelpreise steigen weiter auf neue Höchststände. Das WFP spricht denn auch davon, dass die Nahrungsmittelkrise von 2007/2008 gar nie zu Ende war, sondern noch immer andauert.

Im südlichen Afrika sind rund 1/3 der Kinder Mangel- und Unterernährt – mit fatalen Folgen für ihre gesundheitliche Entwicklung. Diese Kinder drohen früher zu sterben, da sie mit einfachen Infektionskrankheiten weniger gut zu recht kommen. Doch sie haben auch schlechtere wirtschaftliche Perspektiven, da ihre Schulleistungen im Vergleich mit normal entwickelten Kindern oft mangelhaft bleiben.

Vor diesem Hintergrund haben im November in Basel rund 70 Fachleute am MMS-Symposium von darüber debattiert, was getan werden muss, um diese Situation zu verbessern.

Zentral ist, dass mit einer nährstoffreichen Ernährung frühzeitig begonnen wird. Dem Stillen von Babys in den ersten sechs Monaten kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Die niederländische Gesundheitsorganisation wemos kommt aber zum Schluss, dass dem WHO-Kodex über die Vermarktung von künstlicher Babynahrung nur mangelhaft umgesetzt wird.

Obwohl der Kodex schon über 20 Jahre alt ist, trifft man nach wie vor in Geburtskliniken auf Werbung für Babymilchnahrung oder setzen Hilfsorganisationen Brustmilchersatz in der irrigen Annahme ein, dass Mütter unter Stress nicht Stillen könnten. Auch Pamela Chisanga von ActionAid International aus Sambia hat in Basel darauf hingewiesen, dass solche Produkte offen verkauft würden und die Einnahmeinstruktionen nur auf Englisch vorlägen.

Einig waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass angereicherte, medizinische Nahrungsmittel im Kampf gegen Mangel- und Unterernährung durchaus sinnvoll sein können. Doch ist auch hier ein verantwortungsvoller Umgang wichtig. Er kann die Menschen in den Entwicklungsländern nicht aus der Verantwortung nehmen, selbst für eine ausgewogene Ernährung zu sorgen. Dafür brauchen sie aber auch die Mittel und die Möglichkeiten, um dieses Grundrecht auch gegenüber multinationalen Unternehmen zu verteidigen.

Martin Leschhorn Strebel
Redaktor des Bulletins und Geschäftsleitungsmitglied des Netzwerks Medicus Mundi Schweiz. Kontakt: mleschhorn@medicusmundi.ch