Von Urs Allenspach
Eigentlich wird ein Krankenhaus durch das Gremium der Spitalleitung und nicht von einzelnen Personen gemanagt, und doch gibt es immer wieder Konstellationen mit profilierten Mitgliedern, welche in einem Hospital Management Board mehr Verantwortung übernehmen und sich damit auch bewusst exponieren.
Die Reportage von Katharina Morello aus Simbabwe beschreibt die mutige Oberschwester Sr. Immaculate Chigaba, die in der blutigen Auftaktphase der Parlamentswahlen 2002 den Entscheid der Spitalleitung gegen aussen vertrat, das Spital nur offen zu halten, wenn alle Patientinnen und Patienten unabhängig von politischem, sozialem oder religiösem Status behandelt werden können. Die Kombination von Machtfülle und deren öffentliche Ausübung führten für die Oberschwester zu einem positiven Ergebnis, konnte aber schliesslich die Gewaltausübung selbst nicht verhindern.
Die Geschichte nahm ein bedingt positives Ende, da die Anhänger der Parteidiktatur, welche im rechtsfreien Raum mit ihrer unbegrenzten Machtfülle und derer demonstrativen Ausübung die politischen Gegner misshandelten, sich nach dem Auftritt der Ordensschwester zurückzogen. Vermutlich gaben sie nicht aus Angst nach, sie waren ja kräftemässig klar überlegen. Aber die gesetzte Frau hatte eine starke sozialen Position: Sie hätte die Grossmutter der jugendlichen Angreifer sein können hätte. Dadurch verfügte sie traditionsgemäss über eine besondere Machtposition. Zusammen mit ihrer grauen Uniform und ihrem entschiedenen Auftreten brachte dies den Durchbruch.
In der Gesundheitsversorgung in Krisengebieten stellt sich immer wieder die Frage, unter welchen Bedingungen die Arbeit noch weitergehen kann. Eine Antwort kann nur im Team selbst gefunden werden. Jemand muss die Haltung aber auch gegen aussen vertreten und dann sind alle froh über eine Frau wie Sr. Immaculate Chigaba.
*Urs Allenspach ist Vorstandsmitglied von SolidarMed