Von Martin Leschhorn Strebel
Das 10. Symposium der schweizerischen Gesundheitszusammenarbeit hat Recht auf Gesundheit ganz bewusst als Menschenrecht postuliert. Damit unterstrich das Netzwerk Medicus Mundi Schweiz, dass es sich beim Recht auf Gesundheit um ein universelles und um ein unteilbares Recht handelt.
Dieses grundsätzliche, ethische Verständnisses der Gesundheitszusammenarbeit ist gerade im schweizerischen Kontext notwendig. Gerne wird bei uns die Gesundheitsversorgung in einer Marktlogik verstanden: Zu teure Medikamente oder scheinbar ineffiziente Spitäler, Gesundheitspersonalmangel oder Krankenkassenprämien – verschiedene politische Parteien versprechen mit mehr Markt eine Verbesserung dieser Probleme. Doch Gesundheit ist eben nicht eine Ware, die wir nach Lust und Laune und finanziellen Möglichkeiten aus dem Regal des Supermarktes beziehen. Das Recht auf Gesundheit ist denn auch in der Schweiz nicht erfüllt. Auch bei uns gibt es Lücken, die für verschiedene soziale Gruppen den Zugang zur Gesundheit einschränken, wie Christine Kopp in ihrem Beitrag aufzeigt.
Die ganze fundamental politische Dimension des Menschenrechts auf Gesundheit hat José Parra Gaona deutlich gemacht. Seine Organisation ist während der Stroessner-Diktatur in Paraguay entstanden. Das autoritäre Regime vernachlässigte Grundbedürfnisse und eben auch die Rechte der Menschen – wie das Menschenrecht auf Gesundheit. Das Beispiel macht deutlich: Das Recht auf Gesundheit ist ein Sozialrecht, aber es geht auch um ein politisches Recht: Das Recht der Menschen mitzubestimmen, wie die Gesundheitsversorgung strukturiert sein muss, um den Zugang aller zu gewährleisten. Genau deshalb sollten wir, wie es Claudio Schuftan betont, in der Entwicklungszusammenarbeit nicht von Bedürfnissen sondern von Rechten sprechen.
Die Chancen stehen gut, dieses politische Verständnis des Menschenrechts auf Gesundheit weiterzutragen. Der arabische Frühling und der Herbst der Diktatoren hat uns deutlich gemacht, eine auf die Menschenrechte fokussierte Gesundheitszusammenarbeit muss weltweit Zukunft haben.
Martin Leschhorn Strebel
Redaktor des Bulletins und Geschäftsleitungsmitglied des Netzwerks Medicus Mundi Schweiz. Kontakt: mleschhorn@medicusmundi.ch