Von Carole Küng
Die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit steckt in der Defensive. Dies war der Ausgangspunkt der Diskussionen der Advocacy Arbeitsgruppe am Medicus Mundi Symposium. Das Budget der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit steht unter Druck und das politische Klima verspricht keine Besserung.
Bereits der Schweizerische Minimalkompromiss von 0.5% des Bruttosozialproduktes für die Entwicklungszusammenarbeit ist gefährdet. Dies obwohl die Sustainable Development Goals (SDG’s) von Mitteln in Höhe der international seit langem angestrebten 0.7% des Bruttoinlandproduktes von Ländern mit hohen Einkommen ausgehen.
Neue globale Zielsetzungen für die Entwicklungszusammenarbeit setzen künftig auf die Sustainable Development Goals (SDGs). Für die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit sind die SDGs eines von drei strategisch wichtigen Leitdokumenten. Die weiteren Zielsetzungen werden von folgenden beiden nationalen Dokumenten bestimmt:
Wie können die genannten drei Leitdokumente als Werkzeug für unsere Advocacyarbeit dienen? Welche Ansatzpunkte und Argumente bieten sie, um aus genannter Situation der derzeitigen Defensive der Entwicklungszusammenarbeit auszubrechen? Dies waren die zentralen Fragen einer Arbeitsgruppe während des MMS Symposiums vom 28.Oktober 2015.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer plädierten dafür, dass MMS aus diesen Dokumenten gesundheitsrelevante Schlüsselbotschaften herausarbeitet. Alle MMS Mitgliederorganisationen, sollen diese Schlüsselbotschaften in ihre Kommunikation integrieren, um mit gemeinsamer Stimme nach aussen zu treten. Gleichzeitig soll eine parallele Zusammenstellung von Schlüsselbotschaften seitens der DEZA angeregt werden.
MMS soll als Netzwerk in dieser Advocacy Arbeit nicht alleine voranschreiten. Zentral ist das Vorgehen in breit abgestützter Partnerschaft. Genannt wurde die Zusammenarbeit mit der Alliance Sud, der NGO-Plattform und wenn möglich auch der Einbezug von Wirtschaftsakteuren. Letztlich soll als Zielgruppe die gesamte Gesellschaft angesprochen und involviert werden. Wie kann beispielsweise „Gesundheit für alle“ stärker in die Bildung für Nachhaltige Entwicklung einfliessen? Zudem vereint MMS grosses Know-how und hat mit dem Symposium eine starke Plattform für Wissensaustausch, welche auch anderen Sektoren besser zugänglich gemacht werden könnte. Wissen und Umsetzungskapazitäten für „Health in all policies“ kann dadurch gestärkt werden.
Kommen wir zum Inhalt unserer Schlüsselbotschaften. Bei Betrachtung der einzelnen SDGs fällt auf, dass die Mehrzahl der 17 Ziele als Determinanten der Gesundheit betrachtet werden können. Dies soll im Detail aufgearbeitet und aufgezeigt werden. Zudem sollen auch die genannten nationalen Leitdokumente in konsolidierte Schlüsselbotschaften einfliessen. Die Ausarbeitung dieser Key Messages bedingt ein sehr sorgfältiges Timing, zumal die SDG’s erst jetzt in die Bundesrätliche Strategie für Nachhaltige Entwicklung eingearbeitet werden.
Zwei Ereignisse könnten ein breiteres Publikum von unseren Anliegen überzeugen:
Gesundheit muss eine wichtigere Rolle in der humanitären Hilfe spielen. Es sollte jedoch beachtet werden, dass dies nicht auf Kosten der Basishilfe geschieht. Bei der Stärkung der Gesundheit in der humanitären Hilfe wird, gegeben durch die Organisationsstruktur der DEZA, ein klares Defizit gesehen. Auch der an der Tagung anwesende Botschafter Thomas Greminger bestätigte in der Plenumsdiskussion, dass das Thema Gesundheit in der humanitären Hilfe noch zu wenig berücksichtigt werde. So wird auch in der Arbeitsrunde kritisiert, dass derzeit bei humanitären Interventionen eine langfristige Stärkung der Gesundheitssysteme nicht möglich ist.
Zusammenfassend gilt: Die SDGs fordern uns auf allen Ebenen heraus, aus dem engeren Kreis herauszutreten und in breiter Allianz voranzuschreiten. MMS wird Schlüsselbotschaften ausarbeiten. Dabei werden die drei Leitdokumente (SDG’s, neue Botschaft, Strategie nachhaltige Entwicklung Schweiz) berücksichtigt und in Bezug zu den Gesundheitsdeterminanten gesetzt. Diese Schlüsselbotschaften sollen von allen MMS Mitgliederorganisationen mit gemeinsamer Stimme nach aussen getragen werden. Gleichzeitig wird eine ebensolche Zusammenstellung von Schlüsselbotschaften seitens der DEZA angeregt.
Multisektorielle Zusammenarbeit und gemeinsam abgestimmte Kommunikation soll die MMS Advocacy Arbeit prägen, wenn es darum geht, die globale Aufräumaktion der SDG’s anzupacken und die in den SDG’s vorhandenen Determinanten der Gesundheit in die gewünschte Richtung zu beeinflussen.
Botschaft über die Internationale Zusammenarbeit 2013–2016: http://www.seco-cooperation.admin.ch/org/00515/05210/index.html?lang=de
Strategie Nachhaltige Entwicklung 2016-2019 (SNE): pdf