Von Petra Schroeter
Die Verhandlungen der Befürworter einer friedlichen Lösung des erschütternden Konflikts im Jemen sind bisher ohne Ergebnis geblieben. Doch ist es vordringlich, dass die internationale Gemeinschaft ihr ganzes Gewicht geltend macht, um dem Leid der jemenitischen Bevölkerung ein Ende zu setzen. Gleichzeitig muss sie den Schutz der Zivilbevölkerung garantieren und sicherstellen, dass die humanitäre Hilfe ins Land vordringen kann.
Seit drei Jahren wird der Jemen von einem Konflikt verwüstet, in dem Regierungskräfte zusammen mit einer internationalen Allianz gegen die Huthi-Rebellen kämpfen. Die hauptsächlichen Opfer der Gewalt sind Zivilisten.
Das humanitäre Völkerrecht wird in diesem Konflikt fortwährend verletzt, insbesondere durch die Bombardierung von Schulen und Krankenhäusern, die Verwendung von Antipersonenminen und die Behinderung der humanitären Hilfe. Der Einsatz von Explosivwaffen in Wohngebieten ist zu einer regelmässigen Praxis geworden. Weltweit werden durch diese Bombardierungen zu 92 Prozent Zivilisten verletzt oder getötet.
Die See- und Luftblockaden, die von der Allianz über die Gebiete unter Huthi-Kontrolle verhängt wurden, haben die bereits katastrophale Lage für drei Viertel der jemenitischen Bevölkerung noch verschlimmert – das sind über 22 Millionen Menschen. Die gesamte Bevölkerung ist auf Hilfe aus dem Ausland und den Import von Wirtschaftsgütern angewiesen, um zu überleben. Die Blockaden verhindern die Einlieferung von grundlegenden Produkten und verursachen eine dramatische Unterversorgung und eine Inflation der Preise. Zahlreiche Krankenhäuser mussten bereits schliessen.
Die andauernden Bombenangriffe haben laut UNO bisher schon über 28.000 Zivilisten verletzt und getötet und zur Vertreibung von drei Millionen Menschen innerhalb des Landes geführt. Die intensiven Kämpfe bewirken einen Zustrom von Verletzten in die Krankenhäuser, doch die wenigen funktionstüchtigen medizinischen Einrichtungen schaffen es nicht, sie zu versorgen.
Der Jemen steht heute am Rande einer historischen Hungersnot. Zudem machen sich vermeidbare Krankheiten breit und es droht der Ausbruch einer Cholera-Epidemie. Alle zehn Minuten stirbt ein Kind vor Hunger, Krankheit oder an den Folgen des Krieges.
Internationale Nichtregierungsorganisationen leisten Millionen schutzbedürftigen Einwohnern lebenswichtige humanitäre Hilfe, trotz der komplexen und schwierigen Sicherheitslage und der bürokratischen Einschränkungen, die den humanitären Akteuren auferlegt werden. Im Jemen Hilfe zu leisten ist weder sicher noch einfach. Ungeachtet dieses Durchhaltevermögens und der Anstrengungen kann die humanitäre Hilfe den Bedürfnissen der Millionen Menschen, die unter den von der Allianz verhängten Blockaden leiden, immer noch nicht gerecht werden.
Es ist weitaus mehr erforderlich als die aktuellen finanziellen Verbindlichkeiten, die vonseiten der Staaten, Nichtregierungsorganisationen und der UNO für den Jemen eingebracht werden, um die aktuelle Katastrophe zu bewältigen. Damit das Leid der Bevölkerung gelindert werden kann, ist verstärktes Handeln der internationalen Gemeinschaft in diesem komplexen Konflikt nötig.
Handicap International (HI) ermahnt alle Konfliktparteien dazu, unmittelbare Massnahmen zu treffen, um die sichere Durchreise und angemessene Hilfe für Zivilisten zu gewährleisten, die vor den Kämpfen fliehen. HI fordert zudem den uneingeschränkten Zugang der humanitären Hilfe und die Einführung von Waren für die Zivilbevölkerung und für humanitäre Akteure, wie es das humanitäre Völkerrecht vorsieht; sowie die Friedensverhandlungen erfolgreich zum Abschluss zu bringen.
Es ist höchste Zeit, dieses Massaker zu beenden. Der Jemen kann nicht länger warten.
Sagen Sie Stopp zur Bombardierung der Zivilbevölkerung und unterzeichnen Sie die Petition „Stop bombing civilians!“. Zivilisten zu bombardieren ist kein Krieg, das ist ein Verbrechen!