Von Martin Leschhorn Strebel
Die Swiss Malaria Group (SMG) hat in diesem Sommer zum zweiten Mal in ihrer Geschichte eine Reise für Parlamentarier:innen organisiert, in deren Rahmen sich die Arbeit der internationalen Gesundheitszusammenarbeit von Schweizer Nichtregierungsorganisationen, der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), des Schweizer Privatsektors und der Wissenschaft sowie die durch die Schweiz unterstützten globalen Programme nachvollziehen liessen. Nachdem 2015 Projekte in Tansania vorgestellt wurden, reiste die Gruppe 2022 nach Mosambik.
Auch wenn die Reise durch die SMG organisiert war, standen für die drei sozialdemokratischen und zwei freisinnigen Parlamentarierinnen nicht nur Malariaprogramme auf dem Programm. In der globalen Gesundheit sind die unterschiedlichsten Gesundheitsprogramme miteinander vernetzt und müssten letztlich sowohl gut in nationale Gesundheitssysteme integriert sein, wie auch in darüber hinausführende gesundheitsstärkende Systeme, welche Bildung, Wirtschaft und eine saubere Umwelt sicherstellen. So informierte sich die Gruppe über klassische Malariavektorenbekämpfungsprogramme, besuchte aber ebenso ein Gesundheitszentrum, eine Forschungsinstitution, wie auch das Gesundheitsministerium oder eine Schule, um sich mit Sexualaufklärungsprogrammen auseinanderzusetzen.
Mit auf der Reise dabei waren Prof. Dr. Christian Lengeler (Swiss TPH) als bekannter Malariaforscher und SMG-Präsident, Olivier Praz (DEZA), Dr. Jochen Ehmer (SolidarMed), Barbara Kruspan (SolidarMed Mosambik) und ich als Vertreter der Geschäftsstelle. Als Begleitgruppe stellten wir immer wieder Raum für Diskussionen zur Verfügung und teilten Hintergrundinformationen zu Themen wie Forschung und Innovation, Malaria, HIV/Aids oder die Rolle der Schweiz in der globalen Gesundheit.
Diesen Raum für die kritische Reflexion zu schaffen, ist zentral für die Organisation einer parlamentarischen Reise. Parlamentarier:innen entscheiden über Budgets der internationalen Zusammenarbeit, nehmen dahinterstehende Regierungsstrategien kritisch zur Kenntnis und beaufsichtigen die ausführenden Behörden – den Bundesrat und die in die globale Gesundheit involvierten Verwaltungsstellen wie etwa die DEZA oder das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Einen direkten Einblick in die Kontexte und die mit Steuermitteln aus der Schweiz finanzierten Projekte zu erhalten, ist zentral, um evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen.
Wer nun denkt, mit einer solchen Reise könnte Einfluss auf die beteiligten Parlamentarier:innen gewonnen werden, täuscht sich. Diese sind sich ihrer Rolle und Verantwortung stets bewusst und sind richtigerweise sehr sensibel gegenüber Manipulationsversuchen. Sie sind auch vom Gesetz her verpflichtet, sämtliche Kosten einer solchen Reise selbst zu bezahlen.
Für die Projektbeteiligten in Mosambik wie auch das Begleitteam war der Austausch mit den Politikerinnen selbst sehr interessant und ihre kritischen Beiträge und offenen Fragen sehr lehrreich. Genau davon lebt der politische Dialog – vom gegenseitigen Hinterfragen und Lernen.