aidsfocus.ch engagiert sich gegen Gewalt an Frauen und für das Recht auf Gesundheit

Ein Ticket für ihre Rechte

Von Helena Zweifel

Die Verbreitung von HIV/Aids ist gerade unter jungen Frauen in Südafrika gross. Um auf die fatale Wechselwirkung zwischen sexueller Gewalt und HIV und Aids aufmerksam zu machen, unterstützt aidsfocus.ch die von amnesty international lancierte Kampagne: Eine Unterschriftenaktion soll den Provinzregierungen Druck aufsetzen.

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„Er hat mir gedroht, mich umzubringen und das Haus niederzubrennen, wenn ich ihn nicht wieder aufnehme… So bin ich zu ihm zurückgekehrt“, erzählt die Südafrikanerin SS, die von ihrem Mann vergewaltigt und wiederholt geschlagen worden war und sich nun vor dem Ergebnis des HIV-Tests fürchtet. SS ist eine von Millionen von Frauen weltweit, die Gewalt erfahren und damit dem Risiko einer HIV-Infektion Virus ausgesetzt werden.

In der umfassenden Studie „I am at the lowest end of all” zeigt amnesty international anhand zahlreicher Zeugenaussagen sehr anschaulich, wie die Menschenrechte von Frauen in Südafrika missachtet werden, wodurch das Risiko einer HIV-Infektion steigt. Südafrika ist nicht nur eines der Länder mit der höchsten Prävalenzrate für HIV, sondern auch mit einer der höchsten Zahlen an Vergewaltigungen. Eine in Südafrika durchgeführte Erhebung zeigt, dass ein Drittel der tausend befragten Frauen physische, sexuelle, emotionale oder wirtschaftliche Misshandlungen erlitten haben, zumeist im Umfeld der Familie. Fünfeinalb Millionen SüdafrikanerInnen sind HIV-positiv, 55% von ihnen sind Frauen. In Südafrika sind gerade junge Frauen unter 25 einem drei- bis viermal so hohen Risiko ausgesetzt, mit dem Virus angesteckt zu werden, als ihre gleichaltrigen männlichen Kollegen.

Gewalt und fehlender Schutz

Sexuelle Gewalt und HIV und Aids ergeben ein explosives, oft tödliches Gemisch, sexuelle Gewalt und HIV und Aids verstärken sich und schaukeln sich gegenseitig hoch. Verschiedene Studien belegen die Wechselwirkungen zwischen sexueller Gewalt und HIV und Aids. Frauen, die HIV-positiv oder aidskrank sind, haben in ihrem Leben öfters Männergewalt erfahren als andere Frauen. Sexuelle Gewalt, vor allem Vergewaltigung sind traumatische Erlebnisse, an deren psychischen und physischen Folgen die betroffenen Frauen sehr lange leiden. „Wir leben in Angst. Es gibt nichts womit wir uns schützen könnten“, sagt LE aus KwaZulu Natal, die vergewaltigt wurde und jetzt HIV-positiv ist. Hinzu kommt die oft alltägliche Gewalt in der Ehe, welche die Weltgesundheitsorganisation WHO als schwerwiegendes Gesundheitsproblem weltweit wahrnimmt, wovon bis zu 60 Prozent der Frauen in verschiedenen Ländern betroffen sind. HIV-positive Frauen wiederum sind oft zusätzlicher Stigmatisierung, Ausgrenzung und Gewalt ausgesetzt, was manchmal dazu führt, dass sie als Sexarbeiterinnen ihren Lebensunterhalt zu verdienen suchen.

Sowohl Frauen wie Männer unterliegen den Stereotypen und Normen betreffend männlichen Verhaltens, welches zu ungeschütztem oder gar erzwungenem Sex führen kann. Machtbeziehungen und vorherrschende gesellschaftliche Normen verhindern die Kommunikation, gemeinsame Entscheidungsfindung und die Nutzung des Kondoms. Die Angst vor Gewalt hindert Frauen oft daran, bei sexuellen Beziehungen auf die Benützung des Kondoms zu pochen.

Medizinische Versorgung und Frauenhäuser gefordert

aidsfocus.ch, die Fachplattform HIV/Aids und internationale Zusammenarbeit von Medicus Mundi Schweiz, setzt sich mit verschiedenen Mitteln für das Recht aller auf Gesundheit und Leben ein und wehrt sich gegen die Missachtung der Menschenrechte von Frauen. Wiederholt hat aidsfocus.ch verschiedene Formen von Gewalt an Frauen im Kontext von HIV, Aids und Armut aufgegriffen und die Themen aus einer gendersensitiven Perspektive diskutiert. Das jüngste Beispiel ist die Fachtagung vom April 2008 zu „Securing Livelihoods“, die die Verweigerung der Eigentums- und Erbrechte von Frauen im Kontext von HIV und Aids ins Zentrum rückte. Viele Partnerorganisationen von aidsfocus.ch engagieren sich mit ihren Südpartnern gegen sexuelle Gewalt, für gerechte Genderbeziehungen und für die Stärkung der Frauen als wichtige Grundlage im Kampf gegen die Verbreitung von HIV und Aids. So zum Beispiel Kivulin. Partner von terre des hommes schweiz mit ihrem Projekt und Film „Sasa!“ – „es reicht!“. Oder Yazini in Südafrika, Partner der Kindernothilfe, welche an Schulen "Life Skill"-Kurse für Mädchen und Knaben anbietet zu Themen der persönlichen Entwicklung, Geschlechterrollen und Sexualität. Ein weiteres Beispiel ist die Förderung von Memory Work, welches gewaltbetroffene Frauen bei der Verarbeitung ihrer traumatischen Erlebnisse und der Neuentdeckung der eigenen Stärke wirksam unterstützen kann.

Um eine breitere Öffentlichkeit für diese Anliegen zu sensibilisieren, Veränderungen anzustreben und Synergien zu bilden, unterstützt aidsfocus.ch die von amnesty international im November 2008 lancierte Kampagne „Ein Ticket für ihre Rechte: Gegen Gewalt an Frauen – für das Recht auf Gesundheit“. Mit einer Unterschriftenaktion werden die Provinzregierungen in Südafrika aufgefordert, den Zugang zu medizinischer Versorgung zu verbessern, eine einfühlsame und professionell Erstberatung von Frauen zu gewährleisten, die sexuelle Gewalt erlitten haben, und sicherzustellen, das Opfer von häuslicher Gewalt in Frauenhäusern Zuflucht finden können. Geplant ist zudem ein Gespräch zum Thema auf der südafrikanischen Botschaft in der Schweiz.

*Helena Zweifel ist Geschäftführerin von Medicus Mundi Schweiz und Koordinatorin von aidfsfocus.ch. Kontakt: hzweifel@medicusmundi.ch

Alle Zitate und Statistiken samt Quellenangaben stammen aus der Studie von amnesty international:

„I am at the lowest end of all“. Rural women living with HIV face human rights abuses in South Africa (2008)

Zu beziehen bei: http://www.amnesty.ch/de/kampagnen/stopviolence/sudafrika-frauen-aids-hiv

Unterschriftskarten sowie Hintergrundinformationen zu Gewalt an Frauen im Kontext von HIV, Aids und Armut erhalten sie über http://www.aidsfocus.ch/ und http://www.amnesty.ch/de/kampagnen/stopviolence/sudafrika-frauen-aids-hiv