Von Julia Richter
Eine Welt ohne Malaria ist in Reichweite. Gleichzeitig bedroht die COVID-19-Pandemie die Fortschritte im Kampf gegen Malaria. Anlässlich des diesjährigen Welt-Malaria-Tages vom 25. April 2021 soll deshalb darauf aufmerksam gemacht werden, dass es, um das Ziel einer Malaria-freien Welt zu erreichen, weitere Anstrengungen braucht. Ein Beitrag von Julia Richter, der Geschäftsführerin der Swiss Malaria Group.
Seit 2000 wurden im weltweiten Kampf gegen Malaria historische Erfolge erzielt. So wurden in den letzten Jahrzehnten 7.6 Millionen Malaria-Tode verhindert (WHO, 2020) und über 20 Länder als Malaria-frei deklariert. Dies zeigt, dass eine Welt ohne Malaria bereits in einer Generation Realität werden könnte.
Doch während das Corona-Virus die Welt seit mehr als einem Jahr in Atem hält, stagnieren die Fortschritte im Kampf gegen Malaria (WHO, 2020). Um den Zugang zu grundlegender, lebensrettender Prävention, Diagnose und Behandlung der ältesten und tödlichsten Infektionskrankheiten zu sichern, fehlen derzeit jährlich rund 2.6 Milliarden US-Dollar (RBM Partnership to End Malaria, 2020). Und die COVID-19 Krise droht, diese Tendenz weiter zu verschärfen.
"Wir machen am diesjährigen Welt-Malaria-Tag auf die Notwendigkeit aufmerksam, dem Kampf gegen Malaria und dem damit verbundenen politischen und finanziellen Einsatz der Staatengemeinschaft auch im Schatten der Corona-Pandemie eine hohe Priorität einzuräumen."
Denn obwohl viele Aktivitäten im Kampf gegen Malaria auch während der Pandemie weitergeführt werden konnten (RBM Partnership to End Malaria, 2020), bleiben die «Nebenwirkungen» der Corona-Pandemie eine grosse Herausforderung:
So geraten die ohnehin schon fragilen Gesundheitssysteme Sub-Sahara-Afrikas durch die Pandemie teilweise an ihre Belastungsgrenzen. Darunter leiden auch die Prävention, Früherkennung und effektive Behandlung von Malaria-Fällen (WHO Africa, 2020).
Zudem strapaziert die aktuelle Pandemie nicht nur die Gesundheitsversorgung, auch die sozialen und wirtschaftlichen Determinanten der Gesundheit sind durch COVID-19 und damit verbundene Massnahmen betroffen (UNESDOC, 2020). Beispielsweise hat die Pandemie verheerende wirtschaftliche Folgen, die zu einer Verschärfung von Armut und Unterernährung und einer Schwächung der Gesundheitssysteme führen und zu sozialer Instabilität beitragen können.
Befürchtet wird in diesem Zusammenhang auch, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise mit tieferen Beiträgen der Staaten in die Malariabekämpfung (RBM Partnership to End Malaria, 2020) einhergehen werden, wodurch sich die bestehende Finanzierungslücke weiter verschärfen würde.
"Die Massnahmen gegen das Corona-Virus müssen mit der Bekämpfung anderer Krankheiten einhergehen."
Trotz dieser Herausforderungen scheint ein massiver Anstieg der Malaria-Tode gemäss verschiedenen Berichten (RBM Partnership to End Malaria, 2020) bisher auszubleiben. Dies ist auch dem Engagement der Mitglieder der Swiss Malaria Group zu verdanken: An vorderster Front setzen sich Zivilgesellschaft, Forschungsinstitutionen sowie staatliche und privatwirtschaftliche Akteure dafür ein, die negativen Folgen des Corona-Virus auf die Malariabekämpfung zu mildern.
So wurden und werden unter anderem Massnahmen ergriffen, um den Zugang zu Gesundheitseinrichtungen und zur Prävention, Diagnose und Behandlung von Malaria auch in der Corona-Krise weiter aufrechtzuerhalten und um die Versorgung mit Medikamenten zur Prävention und Behandlung von Malaria sicherzustellen.
Das Engagement der Mitglieder der Swiss Malaria Group und anderer Akteure geben in der gegenwärtigen globalen Gesundheitskrise Anlass zur Hoffnung: Es zeigt, dass die negativen Folgen des Corona-Virus auf die Bekämpfung von Malaria mit gebündelten Kräften substanziell abgeschwächt werden können.
Viele Lehren, die aus dem Kampf gegen COVID-19 gezogen werden, lassen sich zudem auch auf die Malariabekämpfung übertragen (Manju R. et al, 2020): Beispiele dafür sind das Sammeln aktueller epidemiologischer Daten, die internationale Zusammenarbeit in der Entwicklung von Diagnostika und Impfstoffen, politische Priorisierung und die Notwendigkeit der Stärkung von Gesundheitssystemen.
Das ist insbesondere vor dem Hintergrund bedeutend, als sich bisher kein Ende der Corona-Krise abzeichnet. Die Massnahmen gegen das Corona-Virus müssen mit der Bekämpfung anderer Krankheiten einhergehen. Deshalb machen wir am diesjährigen Welt-Malaria-Tag auf die Notwendigkeit aufmerksam, dem Kampf gegen Malaria und dem damit verbundenen politischen und finanziellen Einsatz der Staatengemeinschaft auch im Schatten der Corona-Pandemie eine hohe Priorität einzuräumen.
"Viele Lehren, die aus dem Kampf gegen COVID-19 gezogen werden, lassen sich zudem auch auf die Malariabekämpfung übertragen: Beispiele dafür sind das Sammeln aktueller epidemiologischer Daten, die internationale Zusammenarbeit in der Entwicklung von Diagnostika und Impfstoffen, politische Priorisierung und die Notwendigkeit der Stärkung von Gesundheitssystemen."
COVID-19 hat im Verlaufe des letzten Jahres auch Schweizerinnen und Schweizer auf die Bedrohungen sensibilisiert, die von Krankheiten ausgehen können. Für viele Menschen ist das Szenario, dass sie selbst oder ihnen nahestehende Personen an einer Krankheit sterben, eine alltägliche Realität. Das zeigt, dass ein koordinierter, grenzüberschreitender Kampf für globale Gesundheit heute wichtiger ist, denn je.