Von Sonia Rodríguez
Einer der Arbeitsbereiche von Pharmaciens Sans Frontières Suisse (PSF Suisse / Apotheker ohne Grenzen Schweiz) ist die Verbesserung des Zugangs zur qualitativ hochwertigen pharmazeutischen Versorgung der am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen. Medikamente, die im Mittelpunkt der Aktivitäten von PSF Suisse stehen, sind spezifische Produkte, die Gesundheitsrisiken bergen können, wenn sie nicht unter den richtigen Bedingungen eingesetzt werden. In den ländlichen Gebieten Tansanias, in denen PSF Suisse interveniert, ist das entscheidende Element, um deren Qualität zu gewährleisten, die Organisation und die Partnerschaft mit lokalen Lieferanten. Sonia Rodríguez von PSF Suisse berichtet über die spezifischen Herausforderungen ihrer Organisation.
Seit PSF Suisse in Tansania tätig ist, wurden bei Medikamentenbestellungen sehr genaue Protokolle für deren Auslieferung erstellt – ein zentrales Element der Arbeit der NGO.
Denn das Projekt findet in ländlichen Gebieten im Zentrum des Landes statt. Diese Gebiete, die oft keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben, sind auch wegen des schlechten Zustands oder des Fehlens von Strassen von den Hauptstädten abgeschnitten, zum Beispiel in den Abschnitten, in denen man den Busch durchqueren muss. Nichtsdestotrotz ist der Bedarf gross: Die Apotheke des Spitals Lugala erreicht eine Bevölkerung von rund 150'000 Menschen, und dies in einer Situation, wo es im Umkreis von 150 Kilometern keine anderen Gesundheitszentren gibt, die eine fortschrittliche Versorgung anbieten. Für die medizinische Grundversorgung unterstützt das Krankenhaus zwei Krankenstationen – Masagati und Ngalimila –, die die Verbindung zu noch abgelegeneren Gebieten herstellen.
Die Herausforderung ist also enorm!
Die Qualität von Medikamenten steht im Zentrum der Arbeit von PSF Suisse. Vor diesem Hintergrund beschloss die Vereinigung vor einigen Jahren, den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu folgen, die dem Aufbau von Beziehungen mit lokalen Lieferanten Priorität einräumt.
Die Bildung von Partnerschaften mit lokalen Lieferanten bietet zahlreiche Vorteile. Denn die im Ausland durchgeführten Projekte haben zum Ziel, das Gesundheitspersonal vor Ort zu unterstützen, um für die oft unterprivilegierte lokale Bevölkerung den Zugang zur Versorgung zu sichern. Daher ist es wichtig, dass das Personal mit bekannten Arzneimitteln und Substanzen arbeiten kann.
Laut einer Studie von Ärzte ohne Grenzen International waren von den
Hunderten von Tonnen Medikamenten, die nach dem Tsunami 2004 in die
Katastrophengebiete geschickt wurden, 70 Prozent in den Empfängerländern
unbekannt. Die Bemühungen hatten daher nicht die gewünschte Wirkung.
Wenn Medikamente aus anderen Ländern importiert werden, erfordern Lagerung und Lieferung zudem einen kostspieligen Zusatzaufwand, der die Qualität der Arzneimittel bei der Ankunft infrage stellt.
Bei einem qualitativ hochwertigen Medikament ist es daher sicherer, mit lokalen Anbietern zu arbeiten, was auch die lokale Wirtschaft fördert und indirekt Arbeitsplätze schafft.Ein weiteres zentrales Element zur Sicherung der Qualität von Arzneimitteln in einer Apotheke ist eine gute Organisation und ein aktueller Lagerbestand.
Warum?
Eine gute Lagerhaltung ist der Eckpfeiler einer guten Organisation in einer Apotheke. Tatsächlich trägt die Kontrolle der Arzneimittelmenge dazu bei, die Qualität der Medikamente zu verbessern. Durch die Durchführung monatlicher Inventuren konnte die Apotheke des Spitals Lugala den genauen Bedarf an Medikamenten für bestimmte Krankheiten, für die im Notfall am häufigsten verwendeten Medikamente und die möglichen Diskrepanzen zwischen dem tatsächlichen und dem per Computer erfassten Bestand feststellen.
Diese Methode hat 2019 zu einem 37-prozentigen Rückgang abgelaufener Medikamente geführt. Ein Erfolg!
Darüber hinaus ermöglicht die Kontrolle der Lagerhaltung auch ein besseres Verständnis des Bestellvorgangs für Arzneimittel. Tatsächlich bezieht das Krankenhaus die Medikamente aus der Landeshauptstadt Dar-es-Salam. Da sie über eine Distanz von 570 Kilometern über Schotterstrassen oft mitten durch den Busch transportiert werden müssen, werden Aufträge drei- bis viermal im Jahr erteilt. Es ist also wichtig, ein Gleichgewicht zwischen dem tatsächlichen Bedarf an Medikamenten, der Befürchtung, dass sie ausgehen und der Angst vor Verschwendung zu finden.
Leider lässt das Spitalbudget trotz der Unterstützung von PSF Suisse diese vierteljährlichen Bestellungen nicht immer zu. So müssen die Apothekenleiter*innen zwangsläufig sogenannte Notfallbestellungen aufgeben, wenn wichtige Medikamente ausgehen. Diese teureren Bestellungen ermöglichen immerhin die Beschaffung von Grundarzneimitteln, die für das reibungslose Funktionieren des Krankenhauses unerlässlich sind.
Laut einer Studie von Ärzte ohne Grenzen International waren von den Hunderten von Tonnen Medikamenten, die nach dem Tsunami 2004 in die Katastrophengebiete geschickt wurden, 70 Prozent in den Empfängerländern unbekannt. Die Bemühungen hatten daher nicht die gewünschte Wirkung.
Die Verwaltung einer Apotheke im ländlichen Tansania ist sehr arbeitsintensiv.
Die Bündelung der Kräfte zwischen der Spitalapotheke Lugala und PSF Suisse hat es ermöglicht, die wichtigsten Probleme, die die Medikamentenqualität bedrohen, zu verringern. Zahlreiche Spenderinnen und Spender in der Schweiz unterstützen PSF Suisse beim Kauf von Medikamenten, um angesichts der vielen Schwierigkeiten die bestmögliche Qualität zu gewährleisten.
Als weitere grosse Herausforderung kommt die Mittelbeschaffung in der Schweiz und in Europa hinzu. In einer Zeit, in der der Zugang zur Gesundheitsversorgung so notwendig ist wie nie zuvor, können Budgetkürzungen die Qualität der geleisteten Arbeit fundamental infrage stellen.