Von Christoph Benn
Die Stärkung von Gesundheitssystemen und der universelle Zugang zu hochwertigen grundlegenden Gesundheitsdiensten (Universal Health Coverage) sind seit vielen Jahren ein Kernanliegen der internationalen Gemeinschaft. Die gegenwärtige COVID-19 Pandemie hat die Notwendigket des Erreichens dieser Ziele nachdrücklich ins Bewusstsein gebracht, aber auch verdeutlicht, wie weit wir von ihrem Erreichen noch entfernt sind.
Eine angemessene und ausreichende Finanzierung war bislang ein unüberwindliches Hindernis für den Zugang zu Gesundheitsleistungen in den Ländern mit eingeschränkten finanziellen Ressourcen. Ein internationales Konsortium hat sich daher mit der Frage beschäftigt, ob begrenzte Investitionen in klar definierte und wissenschaftlich belegte Maßnahmen, eine katalytische Funktion haben könnten, um die Gesundheitsversorgung eines Großteils der Menschheit und die Vorbereitung auf zukünftige Pandemien zu verbessern. Im Fokus stand der Ansatz der Basisgesundheitsversorgung, auf Englisch "Primary Health Care (PHC)".
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass es möglich ist, groß-angelegte Veränderungen mit einem planbaren Investitionsvolumen zu erreichen. Mit einer Investition in Höhe von jährlich 1,9 bis 3,8 Milliarden US-Dollar kann primäre Gesundheitsversorgung auf ein nie dagewesenes Niveau angehoben werden. Der Schlüssel ist die Priorisierung einer begrenzten Anzahl evidenzbasierter, wirkungsvoller Interventionen, um internationale Gebermittel sowie die Eigenfinanzierung über die Haushalte der Länder fokussiert und effizient einzusetzen.
Die Förderung von PHC ist kein neuer Ansatz. Im Gegenteil, seine zentrale Rolle wurde bereits 1978 auf der Konferenz von Alma Ata international zum Ausdruck gebracht und 2018 noch einmal von den Mitgliedsländern der Vereinten Nationen bestätigt. Allerdings kamen bisherige Studien und Ansätze zu dem Ergebnis, dass Investitionen von mehreren 100 Milliarden US-Dollar jährlich notwendig wären, um alle wünschenswerten Maßnahmen durchführen zu können, was eine konsequente Umsetzung unmöglich machte.
Der Schlüssel ist die Priorisierung einer begrenzten Anzahl evidenzbasierter, wirkungsvoller Interventionen, um internationale Gebermittel sowie die Eigenfinanzierung über die Haushalte der Länder fokussiert und effizient einzusetzen.
Das Ergebnis der Studie ist ermutigend. Das internationale Team analysierte eine breite Palette von Interventionen mit Hilfe von Meta-Analysen bestehender Publikationen und Interviews auf ihre mit Daten und Erfahrung belegte Wirksamkeit.
Die zentralen Kriterien waren dabei:
Aus dieser Analyse ergibt sich die Empfehlung einer Fokussierung auf drei elementare Investitionsbereiche:
In jedem dieser Bereiche bieten digitale Technologien vielversprechende Möglichkeiten, traditionelle Beschränkungen zu überwinden und den Zugang zu hochwertigen Gesundheitsdiensten zu ermöglichen.
Die im Konzept für einen PHC-Investitionsplan vorgeschlagenen Investitionen stellen eine Größenordnung dar, die eine erfolgreiche Umsetzung möglich erscheinen lässt. Was jetzt benötigt wird, ist die politische Weichenstellung, diesen Weg zu beschreiten.
Die Empfehlung des Konsortiums ist es, einen umfassenden Prozess für die Erstellung von dezidierten PHC Investitionsplänen einzuleiten. Diese Investitionspläne sollten die unterschiedlichen Finanzierungwege – nationale Budgets, globale Finanzierungsinstrumente, bilaterale Investitionen – berücksichtigen. Dieser Prozess sollte eine Reihe von Partnern zusammenbringen, allen voran Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen, Geberländer, globale Finanzierungsinstrumente, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und andere UN-Organisationen sowie die Zivilgesellschaft.
Zwei Jahrzehnte enormer Fortschritte in der globalen Gesundheit sind heute akut bedroht. Durch die hohe, vielschichtige Belastung der COVID-19 Pandemie droht in vielen Ländern ein Rückfall auf ein deutlich niedrigeres Versorgungsniveau. Die im Konzept für einen PHC-Investitionsplan vorgeschlagenen Investitionen stellen eine Größenordnung dar, die eine erfolgreiche Umsetzung möglich erscheinen lässt. Was jetzt benötigt wird, ist die politische Weichenstellung, diesen Weg zu beschreiten.
Christoph Benn im Namen des Konsortiums aus Joep Lange Institute, SEEK Development und Duke University.