Von Aude Martenot
Im Oktober 2021 haben in Genf Verbände mit Nachdruck daran erinnert, dass Gesundheit ein Grundrecht ist. Die Centrale Sanitaire Suisse Romande (CSSR) hat sich an der Organisation einer Konferenz zum Thema beteiligt. Zu den geladenen Gästen zählten Eliane Mandine, Franck Prouhet und Éric Toussaint.
Das 1994 verabschiedete WTO-Übereinkommen über "handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums (TRIPS)" sieht ein Verbot des Kopierens von Technologien auch im medizinischen Bereich durch Patente vor. Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank machten sich die Verschuldung der Länder des Südens zunutze, um sie zur Unterzeichnung des Abkommens zu zwingen.
Damit wird den Pharmakonzernen ein Monopol über Entdeckungen und die Freiheit zur Festlegung von Medikamentenpreisen gewährleistet und sie können auf dem Rücken der Gesundheit der Ärmsten enorme Profitraten erzielen. Schon vor der Covid-19-Pandemie fehlte es 2 Milliarden Menschen weltweit am Zugang zu benötigten Medikamenten und Impfungen.
Angesichts von COVID-19 hat sich die Kluft zwischen reichen und armen Ländern bezüglich der zur Verfügung stehenden Impfungen kontinuierlich vertieft. Durch den Kauf von Impfdosen zu überhöhten Preisen ist es den reichen Ländern gelungen, rund 80% ihrer Bevölkerung zu impfen. Die übrigen Länder, insbesondere im Süden, konnten derweil mit ihren Impfkampagnen gerade erst ansatzweise beginnen.
Der Ausweg aus der Pandemie kann nur global sein. Und er muss gerecht sein! Der Zugang zu Impfstoffen, Diagnostika und Behandlungen für COVID-19 muss für alle gewährleistet sein.
Damit wird den Pharmakonzernen ein Monopol über Entdeckungen und die Freiheit zur Festlegung von Medikamentenpreisen gewährleistet und sie können auf dem Rücken der Gesundheit der Ärmsten enorme Profitraten erzielen.
Diese Kommodifizierung der Gesundheit ist umso problematischer, als quasi die gesamte Gesundheitsforschung aus öffentlichen Mitteln finanziert wird. Als Beispiel sei Moderna genannt, dessen Gewinn 2021 18 Milliarden US-Dollar betrug. Ein Rekordergebnis, das erreicht werden konnte, indem den Staaten erhebliche Kosten für den Kauf von Impfdosen aufgebürdet wurden, deren Erforschung sie selbst gezahlt haben. Wobei namentlich in der Schweiz dabei auch noch unbekümmert Steuerhinterziehungsmechanismen ausgenutzt werden.
Was ist angesichts dieser Ungerechtigkeit zu tun? Die CSSR und andere Verbände haben am 25. Oktober 2021 eine Online-Konferenz organisiert, um erneut diese Ungleichheiten im Zugang zur Gesundheit auf globaler Ebene zu thematisieren, insbesondere den ungleichen Zugang zum COVID-Impfstoff – ungeachtet einiger internationaler Bemühungen um gerechte Verteilung der Impfdosen, wie COVAX, die gescheitert sind.
An diesem Abend wurde auch auf die enormen Profite hingewiesen, die auf dem Rücken der Ärmsten erzielt werden. Ebenso wie auf jene Mechanismen, mit denen die Pharmakonzerne ihr Monopol auf Entdeckungen sicherstellen, um in der Folge missbräuchliche Tarife für die Medikamente zu fordern: die Patente.
Diese Kommodifizierung der Gesundheit ist umso problematischer, als quasi die gesamte Gesundheitsforschung aus öffentlichen Mitteln finanziert wird.
Online-Konferenz vom 25. Oktober 2021:Youtube-Video
Drei Redner:innen gingen auf diese Fragen ein: Eliane Mandine, Biologin
und Aktivistin des Kollektivs "Medikamente, ein Gemeingut", Frank
Prouhet, Arzt und Aktivist des Kollektivs "Patente auf COVID-Impfstoffe
Stop! Beschlagnahmung!", und Éric Toussaint, Historiker und Politologe,
Sprecher des Komitee für die Abschaffung der illegitimen Schulden CADTM
International.
Die Diskussion war sehr ergiebig, die Beiträge reich an Informationen und Argumenten zur weltweiten Lage. Zudem wurden einige Ansatzpunkte für Veränderung debattiert. So konnte gezeigt werden, dass es möglich ist, sich gegen diese Ungleichheiten zur Wehr zu setzen!