Von Alphonse Um Boock
Klimawandel bezeichnet die langfristigen Veränderungen der Temperatur und der Wetterverhältnisse. Zwischen 2030 und 2050 wird der Klimawandel zu fast 250 000 zusätzlichen Todesfällen pro Jahr führen. Gebiete mit schwacher Gesundheitsinfrastruktur werden ohne Hilfe anfälliger für die Situation sein (WHO, 2018). Dieser Artikel setzt sich für die indigenen Völker des Kongobeckens in Afrika ein, die Opfer der Auswirkungen des Klimawandels sind. Die folgenden drei Fragen sollen unseren Ansatz leiten: Welche Herausforderungen stellt der Klimawandel für die indigenen Völker des Kongobeckens dar? Wie können humanitäre NGOs in der Schweiz auf die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels reagieren? Das Beispiel FAIRMED. Was können diese Völker von der Schweizer Bevölkerung und Regierung erwarten?
Der Wald des Kongobeckens, das zweitgrösste tropische Waldgebiet nach dem Amazonasgebiet, ist der natürliche Lebensraum nomadischer Waldbewohner:innen wie der Baka, Aka und anderer, die dort in perfekter Harmonie lebten. Aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte, des schwierigen Zugangs und der fehlenden Infrastruktur konnte diese Waldfläche lange Zeit geschont werden.
In letzter Zeit findet jedoch aufgrund des Holzeinschlags durch ausländische Unternehmen eine ausgeprägte Entwaldung statt. Hinzu kommt die Praxis des Brandrodungsanbaus und die Ausweitung landwirtschaftlicher Nutzflächen. Zudem führt der steigende Bevölkerungsdruck zu einer erhöhten Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten und Brennholz, die auf Kosten der Waldfläche entnommen werden. Ökologische Schäden und der Rückgang der Artenvielfalt sind die Folge.
In Kamerun sind die Baka gezwungen, ihren natürlichen Lebensraum zu verlassen und sich am Straßenrand niederzulassen.
Weltweit ist die Lebenserwartung indigener Völker um bis zu 20 Jahre niedriger, als die der übrigen Bevölkerung (UNDP, 2021). Ihr epidemiologisches Profil ist häufig dominiert von Unterernährung, Malaria, vernachlässigten Tropenkrankheiten und Zoonosen wie Ebola.
Die traditionelle Lebensweise der indigenen Völker verschwindet immer mehr. Für medizinische Behandlungen verwenden sie mehrheitlich kostenlos Blätter, Rinde und andere Baumfrüchte. In den letzten 20 Jahren ist jedoch fast die Hälfte ihres Waldes verschwunden. Der beschleunigte Verlust der traditionellen Pharmakopöe erhöht ihre Anfälligkeit gegenüber Krankheiten. Wild, die wichtigste Proteinquelle, wird aufgrund von Wilderei und der Einrichtung von Tierreservaten immer teurer.
Weltweit ist die Lebenserwartung indigener Völker um bis zu 20 Jahre niedriger, als die der übrigen Bevölkerung (UNDP, 2021). Ihr epidemiologisches Profil ist häufig dominiert von Unterernährung, Malaria, vernachlässigten Tropenkrankheiten und Zoonosen wie Ebola, von denen bereits Ausbrüche in den Wäldern des Kongobeckens, insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo, der Republik Kongo und Gabun, gemeldet wurden.
Kamerun und die Zentralafrikanische Republik sind aus unbekannten Gründen bislang verschont geblieben. Dennoch ergab eine Evaluierung, die sich mit den Determinanten der Übertragung der Ebola-Krankheit in der Baka-Gemeinschaft in Kamerun befasste, dass die Beteiligten im Allgemeinen wenig über diese Krankheit wussten und einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt waren (F.S.Wirsiy, et al., 2021).
Insbesondere vernachlässigte Tropenkrankheiten sind ein Zeichen von Armut́́ und Ausgrenzung, ihre Korrelation mit Armut́́ ist so signifikant, dass sie auch als «Krankheiten vernachlässigter Bevölkerungsgruppen» bezeichnet werden.
Die Übertragung mancher Krankheiten wird von Klimaschwankungen beeinflusst, wie z.B. die Frambösie in der Regenzeit und die Leishmaniose in der Trockenzeit. Insgesamt droht durch den Klimawandel in Verbindung mit anthropogenen Einflüssen die langsame, schrittweise Auslöschung der indigenen Völker.
Die Auswirkungen des Klimawandels und anthropogener Handlungen auf die Gesundheit der indigenen Bevölkerung klingen für FAIRMED wie ein Verzweiflungsschrei, der um ihr Überleben kämpfenden Bevölkerung.
Die Auswirkungen des Klimawandels und anthropogener Handlungen auf die Gesundheit der indigenen Bevölkerung klingen für FAIRMED wie ein Verzweiflungsschrei, der um ihr Überleben kämpfenden Bevölkerung. FAIRMED setzt sich daher vor Ort verstärkt dafür ein, die Regierungen in ihrem Bemühen zu unterstützen, den Ärmsten Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verschaffen, wobei die Bekämpfung vernachlässigter Tropenkrankheiten als Eintrittspforte genutzt wird. Zu nennen sind dabei folgende Projekte:
Jedes dieser Projekte betrifft mindestens 5 der 20 wichtigsten von der WHO aufgelisteten vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected tropical diseases - NTDs).
Zu betonen ist, dass neben Lepra und Frambösie auch alle anderen vernachlässigten Tropenkrankheiten wie Buruli-Ulkus, Leishmaniose, Tungus, Tollwut, Bisse und Vergiftungen nicht nur eine Frage der menschlichen Gesundheit sind, sondern einen ganzheitlichen Behandlungsansatz erfordern.
Laut der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) sind etwa 60 Prozent der Infektionskrankheiten beim Menschen Zoonosen, d.h. zwischen Tier und Mensch übertragbar, und 75 Prozent der neu auftretenden Infektionen beim Menschen wie Ebola oder Grippe sind tierischen Ursprungs (Danuser J., et al., 2017).
Die aktuelle Situation macht deutlich, dass Disziplinen wie Human- und Veterinärmedizin, aber auch Biologie, Ökologie, Ökonomie und Sozialwissenschaften zusammenarbeiten müssen, um diese Gesundheitsprobleme zu lösen. One Health scheint derzeit der einzige interdisziplinäre Ansatz, mit dem diese grossen Gesundheitsherausforderungen bewältigt werden können.
Um sich an diese neue Situation anzupassen, berücksichtigt FAIRMED den One-Health-Ansatz in seinen operativen Strategien. Dabei stützt sich die neue Generation von NTD-Projekten der Organisation "Coordination pour la lutte contre les Endémies en Afrique centrale" auf diesen Ansatz.
Laut WHO gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass die Dynamik von NTDs selbst in kürzeren Zeiträumen immer weniger vorhersehbar ist. Daher ist es für die Partner wichtig, die bestehenden Überwachungssysteme und Interventionsstrategien zu überprüfen und zu verfeinern, um kurz- und langfristig die unmittelbaren Auswirkungen des Klimawandels wirksam abzufedern oder sich an sie anzupassen (WHO 2023).
Die aktuelle Situation macht deutlich, dass Disziplinen wie Human- und Veterinärmedizin, aber auch Biologie, Ökologie, Ökonomie und Sozialwissenschaften zusammenarbeiten müssen, um diese Gesundheitsprobleme zu lösen. One Health scheint derzeit der einzige interdisziplinäre Ansatz, mit dem diese grossen Gesundheitsherausforderungen bewältigt werden können.
Reichen die Massnahmen von FAIRMED aus, angesichts der Bedrohung, die vom Klimawandel für das Überleben der Menschheit im Allgemeinen und der indigenen Völker im Besonderen ausgehen? Wie kann eine angemessene Reaktion auf die gesundheitlichen Auswirkungen der globalen Erwärmung erzielt werden?
Mit anderen Worten, sollte sich FAIRMED dem Kampf gegen die globale Erwärmung anschliessen? Diese Frage ist gerechtfertigt hinsichtlich der Bedrohung. Die genannten Bevölkerungsgruppen leiden hart unter den Auswirkungen des Klimawandels:
Diese Probleme, die zu den sozialen Determinanten von Gesundheit gezählt werden, sind für die Strategie von FAIRMED entscheidend.
Die vernachlässigten Tropenkrankheiten sind zwar Teil des epidemiologischen Profils dieser Gemeinschaften, stellen aber nur eine geringe Bedrohung für ihre Existenz dar. Für die Arbeit von FAIRMED könnten sie dennoch ein Einstiegstor sein.
Die fragilen Länder Afrikas und insbesondere die Länder der Waldgebiete des Kongobeckens zahlen für die Auswirkungen der globalen Erwärmung einen ausgesprochen hohen Preis.
Auch wenn die Schweiz bereits eine gute Politik zur Bekämpfung des Klimawandels verfolgt, müssen die Auswirkungen des Klimawandels in anderen Teilen der Welt berücksichtigt werden, da die Schweiz als Verursacherin von Treibhausgasen Mitverantwortung trägt.
Die fragilen Länder Afrikas und insbesondere die Länder der Waldgebiete des Kongobeckens zahlen für die Auswirkungen der globalen Erwärmung einen ausgesprochen hohen Preis.
Im Kampf gegen die Krankheitsbelastungen, die der Klimawandel mit sich bringt, muss deutlich an das Gebot der Gerechtigkeit appelliert werden. Die Hauptverursacher der Emissionen sollten die höchsten Kosten für die Eindämmung und Anpassung tragen, und der Schwerpunkt sollte auf gesundheitlicher Gerechtigkeit und der Priorisierung gefährdeter Gruppen liegen.
Die Schweiz als diplomatischer Pol muss das Recht auf Gesundheit stärker fördern und sich dafür einsetzen. Das Recht auf Gesundheit bedeutet, dass jeder Mensch das Recht hat, auf die Welt zu kommen und aufzuwachsen, zu arbeiten und alt zu werden, ohne dass seine Gesundheit durch von Menschen beeinflusste Handlungen oder durch von Menschen beeinflussbare Umstände gefährdet wird. Dieses Recht auf Gesundheit ist offensichtlich noch nicht gewährleistet, insbesondere nicht für gefährdete Gruppen, zu denen auch die indigenen Völker gehören.
Die Schweiz hat grosse Erfahrung mit One Health. Sie sollte daher diesen Ansatz fördern, um die Prävention, die Vorsorge und die Reaktion auf künftige Epidemien und Pandemien auf internationaler Ebene zu verbessern. Sie sollte ihre Partner ermutigen und ihre Fähigkeiten stärken, sich vermehrt für diesen Ansatz einzusetzen.
Die Schweiz hat grosse Erfahrung mit One Health. Sie sollte daher diesen Ansatz fördern, um die Prävention, die Vorsorge und die Reaktion auf künftige Epidemien und Pandemien auf internationaler Ebene zu verbessern.
Die Debatte über die globale Erwärmung gewinnt allmählich auch in Afrika an Bedeutung. Expert:innen zufolge werden die Herausforderungen des afrikanischen Kontinents mit seinen schwachen Gesundheitssystemen und der Armut ihn für dieses Phänomen anfällig machen. Es ist daher die Aufgabe der internationalen Partner, den am stärksten gefährdeten Ländern dabei zu helfen, sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und widerstandsfähige Gesundheitssysteme aufzubauen.
Humanitäre NGOs vor Ort sollten sich dieser Bedrohung stellen, indem sie ihre Unterstützung ebenfalls anpassen. Ein afrikanisches Sprichwort besagt, dass eine Hand allein kein Paket schnüren kann. Die Situation kann sich also nur durch das Zusammenwirken aller verbessern.